Unterwegs im Elsass #1 – Camping in den Vogesen
Wir hatten noch nie ein Auto – noch nie bis jetzt. Nachdem wir nach mehr als zwei Jahrzehnten in der Großstadt ohne Gedanken an eigene vier Räder in die Pfalz gezogen sind, haben uns wohlgesinnte Angehörige ihren alten Peugeot 207 quasi in die Einfahrt gestellt in guter Absicht nach dem Motto – vielleicht könnt ihr den ja gebrauchen. Und seitdem steht der da und ja, wir nutzen ihn. Zur Arbeit geht es mit dem Rad, zur Kita zu Fuß, in die Stadt ebenfalls. Aber um hier herum zu kommen, Verwandte zu besuchen, etwas zu erleben, dafür nutzen wir unser Gefährt nun gerne am Wochenende mal. Und auch, um das Elsass zu erkunden und die Vogesen, die hier einen Steinwurf entfernt sind. Da uns die Anmietung eines Camper-Van zu teuer ist und mittlerweile auch eine Ferienwohnung, haben wir uns dazu entschlossen, das Campen mit Kind und Kegel auszuprobieren, und zwar mit unserem kleinen Peugeot. Der Hintergedanke – auf diese Weise ist das Reisen konsequent günstig und man kann es beliebig oft machen, auch mal völlig spontan und egal wo. Gezeltet haben wir schon öfter, ich mit meinem Sohn an den Seen der mecklenburgischen Seenplatte zum Beispiel, aber eben nicht zu viert, mit Kind und Kegel eben. Die meisten würden nun denken: wie soll das gehen, zwei Erwachsene und zwei kleine Kinder in einem so kleinen Auto, so ganz ohne Camper-Van? Wie wir das gemeistert haben und warum es uns überzeugt hat, das so bald wie möglich genauso wieder zu machen, erfahrt ihr in diesem Text.
A Man in A Van?
Ich bin mit drei Brüdern aufgewachsen und eine meiner lebendigsten Kindheitserinnerungen sind unsere Campingreisen nach Frankreich in unserem blauen VW-Bus. Die einzige Möglichkeit für uns, Urlaub zu machen, weil es günstig war. Und hey, wir liebten es, liebten alles daran. Heute ist der VW Bus zum Luxusgut geworden, der fast so viel kostet wie eine kleine Eigentumswohnung. Wenn man das nicht mitmachen will oder nicht mitmachen kann, stellt sich folgende Frage – wie zur Hölle kann ich mit meinen Kindern zelten gehen und all den Krempel mitschleppen, den man dabei so braucht, ohne eine riesen Karre? Des Rätsels Lösung lautet – mit einer Dachbox. Für unseren kleinen Peugeot habe ich also Dachträger und eine 370 Liter Box für insgesamt 300 Euro gekauft (gebraucht) und ich kann euch sagen: nein, man kann vielleicht nicht alles mitnehmen, aber richtig, richtig viel und vor allem wirklich alles, was man zum zelten wirklich braucht.
Auf ins Elsass
Und so sind wir los, über die Grenze nach Frankreich in Richtung Straßburg, südlich weiter an Colmar vorbei in die Berge, in die Vogesen, die sich aus der Ebene erheben. Ich liebe die Vogesen. Sie ähneln dem Pfälzer Wald ja, aber sie sind wilder, ursprünglicher und ja, mächtiger. Vielerorts so mächtig, so hoch, dass man sie als echte Berge wahrnimmt. Serpentinen schlängeln sich an deren Hängen hinauf und die Vegetation nimmt ab, so wie man es aus den Alpen kennt. Unser Lager schlagen wir in einem kleinen Dorf namens Osenbach auf, wohn wir drei Stunden fahren. Der Besitzer des Campingplatzes, den er mit seinen beiden Kindern betreibt, ist ein Sportverrückter Franzose namens Raphael. Sein Gravel steht hinter dem Tresen und nachdem ich für vier Tage mit allem drum und dran 100 EUR bezahle und Pan Au Chocolats und Bauguettes für morgen bestelle, suchen wir uns auch gleich unser Plätzchen unter einer der vielen Eichen, die auf diesem wunderschönen, naturbelassenen Fleckchen Erden stehen.
Unternehmungen mit Kids
Was man in den Vogesen oft unterschätzt sind auf der Karte kurz aussehenden Strecken, die wegen der Serpentinen aber mühsam zu fahren sind und viel Zeit in Anspruch nehmen. Das sollte man auf jedenfalls und insbesondere mit Kids bedenken. Langweilig jedenfalls wurde es uns nicht, den schon alleine der Campingplatz war schön genug, um einfach den ganzen Tag hier zu bleiben. Wir verbrachten Zeit am Lac Wildestein, rasten auf Le Markstein mit dem Sommerrodler den Berg hinunter, gingen wandern, bewunderten den Sternenhimmel, brutzelten Zucchini mit dem Gaskocher und genossen Orangina aus Glasflaschen, so wie früher. Ohne Kids wären wir sicher auch mal wieder die berühmte Route de Grete gefahren, immer entlang der Bergrücken. Ach ja, ich liebe diesen Fleckchen Erden und immer wenn ich hier bin denke ich, dass es die Weite gar nicht braucht.
2 Kommentare
Anonymous
Habe ich richtig gelesen, dass du die 370L Dachbox füllst ohne die Dachlast deines Peugots 207 von 65-75kg zu überschreiten?
Oder hast du dies einfach ignoriert? 😉
MaSan
Hi,
mit zwei Kindern habe ich das selbstverständlich NICHT ignoriert! Die 65Kg sind mir bekannt. Die Box selbst inkl. Träger wiegen 20, packen kann mal also 45. Ich packe gerade jetzt für unseren nächsten Kurzurlaub in den Vogesen und oben drin sind: Kinderwagen, Schlafsäcke, Isomatten Campingstühle, Decken, solche Sachen, also keine potentiell schweren Dinge, aber sperrige. Alles schwere (auch das Zelt) kommt in den Kofferraum und teilweise Fußraum unter den Kindersitzen. Und JA, auch die Gesamtlast MAX des Peugeots kenne ich und da kommen wir nicht ansatzweise dran. Sehe auch immer mehr Leute, die das genauso machen und dieses Campern-Game nicht mitmachen wollen, weil es reine Abzocke ist.
Liebe Grüße