Die ALGARVE mit Kindern – Die Westalgarve
Die Algarve, das sind zwei Teile – die sich von Faro bis zur Westküste erstreckende Fels- oder Westalgarve sowie die sich bis nach Spanien ziehende Sand- oder Ostalgarve. Wir haben innerhalb eines Urlaubs beide Landesteile besucht und sind von beiden begeistert. Will heißen: Beide Landesteile sind perfekt geeignet für einen tollen Urlaub mit Kids. Nur eines sollte man vermeiden, die touristisch entartete Mitte. In diesem Artikel erfahrt ihr, wo es uns am besten gefallen hat und welche Unternehmungen Kids und Erwachsenen gleichermaßen Spaß machen. Ich beginne mit der Westalgarve, den Osten nehme ich mir in einem gesonderten Artikel vor.
Die perfekte Unterkunft an der Westalgarve
Es mag Ausnahmen geben, aber grob gesagt sind die meisten Orte zwischen Faro und Portimão extrem touristisch geprägt. Nicht dass ich Probleme mit Touristen hätte, bin ja selbst einer. Aber wenn alles auf diese ausgelegt ist, alles so aussieht und ursprünglich charmante Orte baulich derart verunstaltet wurden mitsamt Infrastruktur und Kultur, dass sich nur noch der Pauschalurlauber dort wohlfühlt, dann habe ich darauf schlichtweg keine Lust, überhaupt keine! Dort würde ich also nicht hingehen! Von Portimão bis nach Sagres aber reiht sich eine kleines Schmuckstück an Ortschaft an das andere, die Küste darf nach wie vor Küste sein und der Tourismus ist zwar stark, aber nicht dominierend. Unser Lager haben wir westlich außerhalb Lagos aufgeschlagen in Fußweite zur majestätischen Steilküste mit Blick aufs Meer. Damit kombinieren wir Ruhe und Abgeschiedenheit inmitten einer einzigartigen Natur mit dem Trubel und Möglichkeiten einer der schönsten Städte Portugals – Lagos. Mit dem Mietwagen lassen sich herrliche Strände innerhalb kurzer Zeit erreichen, kleine Fischerdörfer und Surfermekkas wie Sagres und tolle Orte im Landerinneren gleichermaßen.
Lagos
Lagos ist sicherlich überlaufen, ist sicherlich voll von Touristen, dennoch kann die 60.000 Einwohner beherbergende Stadt das ab, gehört ohne Zweifel zu den schönsten Orten Portugals und hat sich seinen eigenen Charme bewahrt. Es gibt viele Argumente, warum es sich lohnt, hier in der Nähe zu wohnen und viele Aktivitäten, die man hier unternehmen kann, allen voran die traumhaften Strände. Ich habe noch keinen Ort besucht, an dem es gleich mehrere so tolle Strände gibt.
- Praia de São Roque: Dieser kilometerlange Sandstrand bietet Platz ohne Ende, liegt nahe der Stadt, ist perfekt zum Muscheln sammeln und der ideale Ort für die Kids, die man stets im Blick hat.
- Praia de Dona Ana: Ein Hammer-Strand! Mächtige Klippen flankieren den Strand und stehen sogar frei im Wasser.
- Porto Mós: Dieser Strand ist eine gute Mischung der beiden oben genannten. Von hier aus ragen die Klippen in die Höhe und ziehen sich ununterbrochen gen Westen, ein spektakulärer Anblick. Und darunter ein Sandstrand wie aus weißem Puderzucker, ewig lang und breit, einfach herrlich.
- Weitere Strände: Und das war noch lange nicht alles, was es hier an Stränden gibt. Auf dem Küstenwanderweg zwischen der Praia de Dona Ana und Porto Mós Beach lassen sich drei spektakulär unterhalb der Klippen liegende Strände erreichen – Praia do Camilo, Praia da Balança und Praia do Barranco do Martinho.
Wir haben jeden Tag viele Stunden an einem dieser Strände verbracht. Mit einem Buch in der Hand hat man die Kleinen stets im Blick, die nichts mehr lieben als buddeln und planschen. Manche der Strände haben auch eine Strandbar, wo man den Tag mit einem kühlen Sagres oder einem Eis mit Blick über den Ozean ausklingen lassen kann.
Empfehlenswert ist die leicht zu schaffende Küstenwanderung vom Praia de Dona Ana zur Ponta di Piedale. Ein toller Wanderweg auf Holzstelen mit vielen Aussichtspunkten wurde hier den Klippen zurückgesetzt gebaut, wo sich dieser zwei Kilometer lange Ausflug machen lässt. Überall genießt man spektakuläre Blicke in die Tiefe der Steilküste und über abfallende Treppen lassen sich gleich mehrere Strände auf dem Weg erreichen.
Und dann ist da natürlich die Altstadt. Diese erstreckt sich grob gesagt rund um den Mercado Municipal den Hang hinauf und es macht einfach Spaß, durch die vielen kleinen Gassen zu bummeln und das ein oder andere Haus mit den markanten Fliesenfassaden zu bewundern. Was mir aufgefallen ist, ist die bunte Musikerszene. Überall auf den Plätzen bauen sie ihr Equipment auf und spielen. Grund genug , es sich vor einer Bar gemütlich zu machen, einen Tomate-Käse-Toast zu bestellen und der Musik zu lauschen. Den Mercado Municipal sollte man sich auch anschauen. Mit Bussen wird der Fang des Tages herangefahren und dann in der Halle verkauft. Es macht Spaß, sich ins Getümmel zu stürzen und die Fische zu betrachten. In den oberen Geschossen gibt es Obst, Gemüse und auch eine Bäckerei, wo man sich eine Pasteis de Nata mit einem Galão gönnen kann. Am Samstag gibt es auch einen Markt im Busbahnhof mit herrlichem Gewusel und hauptsächlich Einheimischen. Hier kann man sich mit Obst und Gemüse eindecken, das besser nicht sein könnte.
Was meinem Sohn und mir gut auch gefallen hat, war der Besuch des Centro Ciência Viva de Lagos, einem Museum für Kinder rund um das Thema Meer, wo man durchaus auch mal ein oder zwei Stunden verbringen kann.
Küstendörfer Burgau und Salema
Beide Fischerdörfer sind nur einen Steinwurf von Lagos entfernt, haben beide tolle Sandstrände und einige kleine, nette Bars mit Killerblick über den Ozean. Besonders empfehlenswert ist die Bar Salema-Blue. Jeden Sonntag am 17 Uhr gibt es dort Musik-Live-Sessions. Schön ist es auch, eine Küstenwanderung von einem Ort zum anderen zu machen. Man läuft stets direkt an der Küste entlang, während unterhalb die meterhohen Wellen gegen die Klippen donnern.
Sagres
Ich weiß noch, als ich das erste Mal hier war als Zwanzigjähriger auf einer Interrailtour mit dem Rucksack. Dieser Ort hat einen speziellen Surfer-Vibe, eine Coolnes der seltenen Art. Überall tummeln sich Surfer in den coolsten Bars und besprechen, wo es morgen hingeht, während im Hintergrund Jack Johnson läuft. Wenn ich die VW-Busse mit den Surf-Brettern auf dem Dach sehe, würde ich jedes Mal am liebsten gleich meinen Job kündigen und für immer hierbleiben. Vielleicht mache ich das auch mal! Unten am Strand kann man es sich im Schatten bequem machen und den Surfern bei der wohl coolsten Sportart der Welt zusehen. Am Besten man leiht sich gleich in Sagres ein Board aus und probiert es selbst.
Cabo de São Vicente
Das hier ist ein Ort großer Sehnsucht. Damals wanderte ich von Sagres in der Hitze hierher und dort war niemand, ich ganz allein und dieser Leuchtturm am Ende der Welt, der damaligen Welt. Das hier ist der südwestlichste Punkt Europas, ab hier gibt es nur noch Wasser bis Amerika. 100 Meter weiter unten prallen Wellen mit zwanzig Metern Höhe mit einer Wucht gegen den Fels, dass einen Ehrfurcht überkommt. Heute ist das alles anders hier. Pommesbuden flankieren die Zubringer-Straße und die Massen rollen mit Selfie-Sticks ein. Zum Kotzen eigentlich. Was heiß eigentlich !? Aber hey, das ist die halt die heutige Zeit und kein Grund, nicht hierher zu kommen und sich den Scheiß einfach wegzudenken.
Dies und das
Es gibt natürlich unzählige Dinge, die man hier sonst noch machen kann. Wer möchte, kann sich eine Bootstour buchen und die Küste mal von der See betrachten. Man kann rausfahren zum “Dolphinwatching” mit einem echten Meeresbiologen, einen Surfkurs besuchen, mit dem Kayak oder dem Standup-Paddle rausfahren. Es gibt auch Ausflugsziele im Landesinneren, die man unternehmen kann. Wir sind zum Beispiel nach Silves gefahren und haben uns die dortige Burg angeschaut, why not!?
Kleiner Tipp: Der perfekte Reise-Kinderautositz
Ich mache es kurz, das Ding heiß Boostapak (Werbelink) und ist DIE LÖSUNG für einen Urlaub mit Kind und Mietwagen. Leiht man sich eine Sitzerhöhung beim Vermieter, zahlt man 100 Euro. Das Ding hier kostet 70 und man kann es bequem ins Handgepäck mitnehmen, als Rucksack nämlich.