Ein kleines Feedback über den KINVARA 12 von SAUCONY
Über den KINVARA 11 von SAUCONY habe ich hier bereits ausführlich berichtet. Für mich ist der Kinvara eine für alle läuferischen Vorhaben einsetzbare Allzweck-Laufwaffe der alten Schule. Er eignet sich aufgrund dem direkten Laufgefühl extrem gut für sehr schnelle Läufe bis zur Halbmarathon-Distanz, schlägt sich jedoch gleichermaßen gut auf langen Läufen bis zur Marathondistanz, insofern man ein leichter, gut geübter Mittel- bzw. Vorfußläufer mit entsprechend antrainierter Muskulatur ist. Im letzten Jahr habe ich mit dem Kinvara 11 all meine Bestzeiten erlaufen, auf 10, 21 und 42K. Ich habe ihn auf Asphalt benutzt, auf Wald- und Wiesenwegen und sogar in den Bergen Südtirols in wirklich krassem Terrain. Selbst nach 700 Kilometern ist dieses Teil noch immer voll in Takt, nirgendwo gerissen. Prinzipiell setze ich bei meinem Training viel auf Natural Running oder vielleicht besser gesagt, auf an Natural Running angelehnte Schuhe. Ich weiß, dass echte Natural Runner dies nicht so sehen bzw. auch diesen aus meiner Sicht Minimalschuhen den Stempel Natural Running absprechen. Das ist für mich okay, weil ich mich wie öfter schon erwähnt nicht über Schuhe definieren möchte, sondern einzig und allein mit dem was das, was man am Fuß trägt, mit dem Lauf macht. Jedenfalls sind FIVE FINGERS, Huaraches und neuerdings auch der Escalante von Astra meine Partner, wenn es darum geht, die Muskulatur stark zu machen, wie sie für einen Mittel- bis Vorfußläufer, der ich bin, erforderlich ist. Mit 0,0 Sprengung und null Unterstützung erfordert diese Art Schuh ein extrem aktives Mitarbeiten des Läufers. Wenn es aber darum geht, schnell zu laufen, so richtig schnell, dann setze ich nicht auf diese Minimalschuhe, sondern einzig und allein auf den Kinvara. Mein KINVARA 11 nähert sich nun langsam der Ruhestandsmarke von 1.000K, so dass ich mir dessen Nachfolger zugelegt habe, den KINVARA 12. Diesen möchte ich hier kurz und knapp vorstellen.
Die prägenden Eigenschaften des KINVARA sind seit jeher Leichtigkeit, Direktheit und eine (nach meiner Ansicht) an das Barfußlaufen angelehnte Sprengung von nur 4mm. Es ist erfreulich, dass SAUCONY an diesen Prinzipien auch in der aktuellsten Fassung des KINVARA nichts geändert hat, dass man nicht zu Carbon und auch nicht zu anderem neumodischen Gedöns gegriffen hat, um aus diesem einfachen Schuh einen komplizierten zu machen. Es ist schon eine Kunst, einen ohnehin schon guten Schuh genau an den richtigen Stellen noch besser zu machen, und das ist beim 12er erneut gelungen. Was hat sich nun zum Vorgänger geändert?
Zunächst ist der KINVARA 12 mit ca. 213 Gramm noch leichter als der Vorgänger mit 230 Gramm. Gelungen ist das durch das noch dünnere Obermaterial und eine schmalere, weniger gepolsterte Zunge, und zwar ohne dass man eine signifikante Einbuße beim Komfort merkt, wie ich finde. An den Seiten und im Fersenbereich wurde die Geometrie abgerundet, was zu einer schmaleren Aufsatzfläche führt, was noch mehr Tempo bedeutet. Die Mittelsohle ist zudem wesentlich flexibler als beim Vorgänger und stellt mit mit einer höheren Anzahl von Kerben mehr Kontakt von Fuß zu Boden her, also das, was man als direktes Laufgefühl bezeichnet und ebenfalls den Lauf noch schneller macht. Auch der geringe Aufbau von knappen 28mm hinten und 24mm vorne tragen hierzu bei und machen diesen Schuh zum schnellsten nach der mit Carbon ausgestatteten Reihe namens ENDORPHINE, die ich entschieden ablehne, weil ich auf Carbon keine Lust habe (okay, noch nicht!). Die nach wie vor komfortable Fersenkappe, die effektive Schnürung, und das die Füße umschließende Gummi namens FORMFIT sorgen für die nötige Stabilität beim Laufen. Das ist etwas, was mir zum Beispiel beim Escalante von Altra fehlt und damit eben nicht zu einem meiner bevorzugten Kandidaten für Wettkämpfe macht. Stabilität nämlich bedeutet mehr Effizienz und weniger Energieverlust. Auch kommt mir der vorhandene, aber geringe Dämpfungsgrad insbesondere bei langen Strecken entgegen. Der Läufer muss aktiv mitarbeiten, weil der Schuh u.a. durch die geringe Sprengung keinen Auftritt vorgibt. Das geht dann schon auf die Achillessehne und die Wade. Aber eben nicht so viel, wie das mit 0 Sprengung und 0 Dämpfung der Fall wäre. Ein Schuh mit null Support würde mich bei einem Marathon an entscheidender Stelle schwach werden lassen, weil sprichwörtlich die Muskulatur überlastet würde, und genau hier hilft mir dieses Mü an Dämpfung immens.
Für wen ist dieser Schuh nun was? Gewiss nicht für jeden! Für mich ist der KINVARA dafür gemacht, das maximale an Geschwindigkeit zu bringen. Vorausgesetzt aber, man ist ein geübter Vor- und Mittelfußläufer mit leichtem Gewicht. Klassische Fersenläufer und so manchen Langstreckler der gemütlichen Sorte wird dieser Schuh überfordern, weil er bei ersterem wohl zu instabil wirken und letzterem wohl die Dämpfung zu gering sein wird. So manchem Einsteiger empfehle ich den KINVARA jedoch auch, weil er quasi intuitiv natürlich laufen lässt, ähnlich wie das bei Barfußlaufschuhen der Fall ist, doch eben dieses Mü an Support hat, das wichtig ist, um sich behutsam einen guten Laufstil anzueignen.
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