Und heute wird Geschichte geschrieben
Heute Morgen habe ich mir mein gelbes T-Shirt aus dem Schrank geholt, denn ich werde es brauchen! Denn – die Zuschauer werden heute nicht da sein, wenn es hart wird, und dann müssen Erinnerungen für diese einspringen, um mich vorwärts zu treiben. Dieses T-Shirt hier wird mich an einen ganz besonderen Marathon in Athen erinnern, an viele mit diesem Lauf verbundene Widerstände, die ich überwinden musste. Heute Morgen werde ich Geschichte schreiben! Keine, die auf WIKIPEDIA oder in Teilnehmerlisten niedergeschrieben sein wird, sondern meine ganz eigene.
Heute werde ich einen Halbmarathon unter 1:30 Stunden laufen. Eigentlich hatte ich vor, das bei dem Berliner Halbmarathon zu machen, der bekanntlich ausfällt. Und so dachte ich heute Morgen beim Aufstehen, dass ich das heute durchziehe statt den Tag damit zu verbringen, mich für Toilettenpapier anzustellen. Ich laufe alleine, stets auf Abstand, und halte mein Risiko, als Krankheitsüberträger zu fungieren, geringer als jedes Mitglied der Klopapierapokalypsen-Fraktion!
Die Frage, ob eine Zeit von unter 1:30 auf einen Halbmarathon eine gute Zeit ist oder nicht, erübrigt sich! Mit Zielen ist das ja so eine Sache, sie sind denkbar individuell. Eine Zeit, die man auf eine Distanz erreichen kann, hängt ja davon ab, wie viel Zeit man in ein Hobby investieren kann. Das wiederum ist abhängig von dem Beruf, den man ausübt, ob man sich um eine Familie kümmern muss oder nicht und von vielen anderen Dingen auch. Meine Lebensumstände ließen es zu, in den letzten Wochen drei Mal pro Woche zu trainieren. Das wiederum grenzt mein Ziel, welches ich momentan auf diese Distanz erreichen kann, ein. Letztlich spielt das alles keine Rolle. Was eine Rolle spielt, ist ein Ziel und die Frage, ob man eines hat oder nicht.
Das hier ist also mein Ziel. Für mich ist die Unterschreitung der 1:30 auf die halbe Distanz der letzte große Sprung, den ich auf den Halbmarathon unter meinen Umständen erreichen kann. Es wird vielleicht auf die 1:25 zugehen, aber ich glaube nicht, dass ich die 1:20 jemals unterschreiten werde. Deswegen bedeutet mir dieses Etappenziel so viel. Es ist die zweite Etappe auf dem Weg nach oben auf den Gipfel des Everest. Die erste war die Unterschreitung der 40 Minuten Marke auf die 10 Kilometer. Und der Gipfel des Everest – das ist der Marathon unter 3 Stunden. In Hamburg wollte ich dieses Jahr dieser Marke möglichst nahe kommen, wieder einmal angreifen. Aber auch das wird wegen dieser Corona-Geschichte ja nix. Ist aber auch egal, weil ich auch das angehen werde, insofern der Mopp die Herrschaft der Straße zu diesem Zeitpunkt noch nicht übernommen hat.
Aber – one Step at a time. Bleiben wir erst einmal bei dem heutigen Etappenziel. Werde ich es schaffen? Die Chancen stehen schlecht! Erstens: Hätte ich gewusst, dass ich das heute mache, hätte ich das Augustiner gestern Abend nicht getrunken. Zweitens: Eigentlich bin ich erst in Woche 5 meines Trainings und es ist viel zu früh für den Lauf. Ich wage es aber trotzdem, weil man ja auch nicht wissen kann, was morgen ist. Und – Trainingsplan hin oder her, dieser Lauf heute wird sich im Kopf abspielen, wie jeder andere auch. Ich habe die 40 auf die 10 geknackt, also sollte die 1:30 auf die 21 zu knacken sein. Es ist eine Kopfsache, genauso so wie es Scott Jurek in seinem Buch Eat & Run schreibt. „An (Ultra)Runner’s Mind is what matters more than anything!“
Ich werde heute Abend ein Update bringen, ob ich es gepackt habe oder nicht!
Und da ist es, das Update!
Ihr habt mir gefehlt!!!
Es gibt etwas zu feiern… meine persönliche Bestzeit auf den Halbmarathon (1:29). Ihr habt mir gefehlt auf der Strecke, aber ich habe mir einfach vorgestellt, ihr seid da… ich habe die Trommeln gehört, und als es hart wurde, euch meinen Namen rufen hören… die letzten vier Kilometer gehörten zu den härtesten, die ich je gelaufen bin…. was für seltsame Zeiten sind das doch… ich hoffe wir sehen uns bald wieder beim nächsten Berliner Halbmarathon!!!
4 Kommentare
Oliver
Herzlichen Glückwunsch!! Super Leistung sowas ohne die üblichen motivierenden Wettkampfrahmenbedingungen anzugehen. Und immer wieder erstaunlich was so möglich ist, wenn man nur will. Erhol dich gut!
MaSan
Lieber Oliver,
ich danke dir. Ich hatte bereits fünf Wochen Training für den Hamburg-Marathon hinter mir und wollte diese (in gewissem Sinne) Investition noch irgendwie nutzen… da waren schon vier Läufe über 30K dabei, Intervalle und alles… jede Menge Arbeit, wenn man so will. Den Berliner Halbmarathon wollte ich quasi zwei Wochen vorher machen und irgendwie dachte ich heute morgen: Ich mache das jetzt! Es muss gesagt sein, dass ich vier bis fünf Mal kurz anhalten musste (Ampeln, Strassen) und die Uhr dann gestoppt habe… Gemäss Strava war dir Strecke aber 21.6K, so dass ich denke, dass es dann wieder stimmt… wie auch immer, ich habe alles reingelegt!
Grüße
Eddy
Es ist doch ein großes Glück, dass wir unseren Sport in der Krise auch ohne Veranstaltungen weiterhin ausüben können. Hoffen wir, dass es so bleibt und nicht strengere Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Ausbreitung von COVID-19 zu bekämpfen.
Ich hatte für kommenden Sonntag meine Teilnahme beim Venloop in Holland auf meinem Zettel, werde es aber machen wie Du: für mich alleine laufen, dabei Begegnungen vermeiden, und das Leben genießen!
Zu Deiner unglaublich krassen Zielzeit gratuliere ich Dir voller Respekt! Solche Leistungen sind mit meinem BMI utopisch. Inzwischen ist mein Ziel, jeden Lauf bestmöglich zu genießen. Und das ist doch die Hauptsache. Ein Ziel zu haben, meine ich. Da stimme ich Dir absolut zu.
Herzliche Grüße – und bleib gesund!
MaSan
Hey Eddy,
da hast du absolut recht! Es ist wirklich ein großes Glück, dass wir unseren Sport ausüben können und auch ich hoffe, dass es so bleibt. Überhaupt denke ich in diesen Zeiten viel nach, insbesondere beim Laufen, wenn ich von nichts abgelenkt bin. Dann schaue ich in den Himmel und in die Weite und sage mir: “Hey, wie schön ist es doch, dass ich gesund bin dass ich laufen darf, dass ich überhaupt lebe und dass meine Sorgen vergleichen mit vielen anderen uberschaubar sind. Und da kommen wir zu deinen Punkt: Du liegst absolut richtig mit deier Aussage. Es geht darum, jeden Lauf zu genießen und auch, Ziele zu haben. Ich merke an mir selbst, dass mir das beim Training auf Wettkämpfe manchmal verloren geht, weil ich zu fokussiert bin und manchal schlicht auch deswegen, weil man bei einer harten Einheit schicht keine Muße entwickeln kann. Dennoch liebe ich auch das Gefühl, über mich hinauszuwachsen und schneller zu laufen. Gestern hatte ich allerdings ein interessantes Erlebnis. Für den entfallenen Hamburg Marathon wollte ich auch diesen alleine laufen. Ich packte meinen Laufrucksack, meine Trinkblase und etwas zu Essen ein und los ging es. Bis Kilometer 32 lief es super, ich genoss den Lauf so richtig. Dan nwurde es hart und immer härter, wie dass bei den 42 ist. Und bei Kilometer 39 blieb ich einfach stehen,stoppte die Uhr und sagte mir: “Mann, scheiß drauf!” Der Lauf war schön, doch warum die Quälerei, warum nicht laufen um des Laufens willen? Ja so ist das. Ich muss wirklich aufpassen, dass ich nicht zu verbissen laufe manchmal, und da bist du mir wiederum voraus! Liebe Grüße