Frohes neues Jahr
Kaum nähert sich das Jahr dem Ende, fängt man hierzulande wieder an Bilanz zu ziehen. Statistiken werden erhoben, Vergleiche gezogen, Erfolge bemessen und Niederlagen bewertet. Bis ins kleinste Detail fängt man dann an zu rechnen und sich über alles aufzuregen, außer natürlich über sich selbst. Das geht mitunter bis ins Absurde. Z.b. wenn man sich jedes Jahr aufs neue über das Feuerwerk mokkiert. Dann nämlich zückt der Deutsche schon mal den Taschenrechner. Was für eine Verschwendung das alles! Millionen Euro einfach in die Luft geschossen! Wie viel Menschen man auf der Welt doch helfen könne, wenn man auf sinnlose Raketen verzichten würde! Und der ganze Feinstaub in der Luft! Das Feuerwerk, so hat man errechnet, entspreche dem Schadstoffausstoß alle PKWs in der Republik für einen Monat. Auf einmal wird auch die letzte Hausfrau in der tiefsten Provinz zum Samariter, Gutmenschen, Hardcore-Öko oder wie auch immer man das sonst noch nennen will. Natürlich völlig ungeachtet dessen, dass die Deutschen gleich hinter den USA Weltmeister im CO2 Ausstoß pro Kopf sind. Das hat natürlich niemand auf der Rechnung! Nein das Feuerwerk ist das Problem! Dennoch lässt man es sich nicht nehmen, mit einem Glas Sekt in der Hand mit der Liebsten anzustoßen und sich des Lichtes am Himmel zu erfreuen, die Macher des Feuerwerks aber lächelnd als Verschwender und Volltrottel zu bezeichnen.
Ich für meinen Teil mag Feuerwerke. Wenn der Himmel des nachts in allen Farben erstrahlt, man auf das Jahr zurück blickt und dieses gebührend verabschiedet. Ist das nun Verschwendung? Gewiss! Verschwendung sind aber auch ganz andere Sachen. Anstatt sich z.B. über den vom Feuerwerk verursachen CO2 Ausstoß aufzuregen und diesen mit dem Schadstoffausstoß von PKWs zu vergleichen, könnte man z.B. die PKW’s selbst ins Visier nehmen. Warum nicht die PKWs abschaffen! Wäre unsere Welt ohne Autos nicht eine bessere, gesündere? Dann hätte man unterm Strich noch weniger Schadstoffausstoß! Auf den PKW möchte aber niemand verzichten. Verschwendung? Nein, von Gott gegebene Notwendigkeit! Warum nicht mal mit dem Fahrrad zum Bäcker Brötchen holen fahren stattt mit dem Auto, wie wäre es damit? Aber nein, der Feind ist das Feuerwerk? Warum nicht mal ein langweiliges Fußballspiel in der Woche weniger gucken und dafür ehrenamtlich Flüchtlingen helfen? Aber nee, das Feuerwerk! Warum nicht auf Tannenbäume verzichten an Weihnachten? Geht doch nicht, ist doch Tradition! Ungeachtet dessen, dass die wenigsten spontan die Frage beantworten können, wo der Tannenbaumkult eigentlich herkommt. Und sind die Luftballone, die man auf Hochzeiten steigen lässt, nicht auch Verschwendung? Diese ganze Rechnerei über Feuerwerk geht mir gewaltig auf den Zeiger!
Ich habe zwei Jahre in China gelebt. Dort liebt man Feuerwerk, man lebt es. Zur Feier des chinesischen neuen Jahres ballert man fröhlich eine Woche drauf los, Montag bis Sonntag, rund um die Uhr. Bei der Eröffnung eines neuen Geschäftes fehlt niemals das Feuerwerk. Bei einer Hochzeitsfeier wird immer fröhlich umher geballert. Ich für meinen Teil werde morgen Abend das Feuerwerk mit einem Glas Sekt in der Hand genießen und den Anbruch eines neuen Jahres feiern. Werde ich selbst herumballern? Nö! Dennoch möchte ich das Feuerwerk nicht missen, genausowenig wie die Luftballone auf einer Hochzeit, auch nicht den Tannenbaum im Wohnzimmer. Wer die Welt retten will, sollte das nicht am Feuerwerk festmachen, sondern über sich selbst einmal nachdenken, statt sich über Gott und die Welt aufzuregen. Ein Passivhaus bauen, das Auto verticken und fortan Fahrrad zu fahren, einen Flüchtling zu Hause aufnehmen, das wäre eine Maßnahme! Letztlich ist es mit dem Feuerwerk wie mit dem Genuss an sich. Er ist in sich nicht notwendig, macht aber das Leben eigentlich aus.
Na dann, frohes neues Jahr!