China – die Steven Holl Apartments in Peking
‚Linked Hybrid‘ nennt sich das Projekt am äußeren Stadtring der Mega-City Peking, und der Name ist Programm. Steven Holl errichtete hier eines des spektakulärsten Wohnungsbau-Projekte, das ich bisher gesehen habe und wie sie nur hier entstehen können.
Eine Stadt in der Stadt
Mehr als 600 Apartments in acht gigantischen Wohntürmen, verbunden mit Brücken hoch in der Luft, die es möglich machen, wie im Film ‚Star Wars‘ den urbanen Raum in der Höhe zu beleben, und zu erleben. Überall befinden sich grüne Oasen, nicht nur am Boden, sondern auch in den verschiedensten Etagen in Form begrünter Dächer. ‚Linked Hybrid‘ ist aber mehr als ein Wohnprojekt. Hier harmonieren die Funktionen Wohnen, Einzelhandel, Bildung und Freizeit miteinander. Neu ist diese Idee nicht. Die Vision, Funktionen des Alltags in einer Art Stadt in der Stadt zu verbinden hatten schon andere, wie man zum Beispiel in der Mikro-City ‚Barbican‘ in London eindrucksvoll sehen kann. Dennoch, unter dem Begriff ‚Soho‘ wird die einst aus sozialem Bewusstsein entstandene Vision nur zu oft erstickt in der Inkonsequenz seiner Macher du reiner Profitgier.
Durchmischung der Funktionen
Diesen Eindruck hat man bei ‚Linked Hybrid‘ nicht. Angrenzend an die alte Pekinger Stadtmauer wurden hier hunderttausende Quadratmeter urbaner Raum geschaffen. Im wahrsten Sinne des Wortes‚ ‚urbaner Raum‘, denn die Anlage ist für jedermann zugänglich von allen Himmelsrichtungen. Der öffentliche Raum hört jedoch nicht an den Außenfassaden auf, sondern zieht sich hinein ins Innere des Komplexes und nimmt den Besucher gleich mit. Dieser ist nämlich herzlich eingeladen. Gewerbeeinrichtungen in Form von Passagen und Geschäften, ein Hotel, eine Schule, ein Kindergarten und ein Kino sind nur einige der Kniffs, welche diesen Ort ‚urban‘ machen, indem dieser durch Besicher und Bewohner gleichermaßen aktiviert wird. Damit wird das Projekt in seiner riesigen Dimension zu einer Stadt in der Stadt, und zwar eine, die funktioniert. Wenn man sich hier, am dritten Ring Pekings, sonst umsieht, ist der städtische Raum ansonsten vor allem eines, nämlich mausetot.
Dreidimensional gedachter Raum
So umstritten Steven Holl auch sein mag, dieses Projekt ist weit mehr als ein schnell vergehender Sturm in die weltweiten Architekturzeitschriften. Das Projekt funktioniert, ganz im Gegensatz vieler Kollegen, die sich an der schieren Masse solcher Dimensionen gerne mal in ihrem Größenwahn vergreifen. Steven Holl setzt überall im Projekt Bezugspunkte, zum Beispiel in Form begrünter Dachterrassen, die sich in allen Ebenen in den Raum hinaus schieben und eine Funktion mit der anderen verbinden sowie Raum zur Erholung und Interaktion bieten. Diese Räume sind nicht etwa den privilegierten Bewohnern vorbehalten, sondern offen für alle. Da sich diese Interaktion in allen Ebenen abspielt, handelt es sich um eine Art dreidimensionalen, öffentlichen Raum. Und das ist neu! Den unvermeidlichen ‚Cut‘ von öffentlich zu privat zieht Steven Holl dann in den oberen Etagen, wo sich zugleich eine Besonderheit abspielt, die das Projekt einzigartig machen. Luftbrücken verbinden die Wohntürme hoch oben in der Höhe miteinander. Durch sie kann der Bewohner von Haus zu Haus wandern. Das ist, wenn man so will, ein Aufbruch des Grundrisses und die Verbindung von außen und innen. Hier, zwischen der 12. Und 18. Etage des Gebäudes, befinden sich Schwimmbad Fitnessstudio, ein Café sowie ein Auditorium. Ein öffentlicher Raum in der Höhe also, der die Bewohner einer anonymen Stadt zusammenbringt. Überall bietet sich ein Blick hinaus in die riesige Metropole. Bei diesem Projekt habe ich den Eindruck, dass ein Architekt ein Gebäude wirklich in seiner ‚Dreidimensionalität‘ hat.
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