Warum Chinesen deutsche Drogeriemärkte leerkaufen (II)
»Artikelfortsetzung! Hier geht’s zum ersten Teil«
Der Fake-DM
Eine solche Nachfrage bringt natürlich ganz andere Mitspieler auf den Plan, was für China leider sehr typisch ist. Es ist nicht lange her, da sorge ein dm-Markt in der Stadt Shenyang für Schlagzeilen. Vom Logo über den Schriftzug „Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein“ ganz ein dm, wie man ihn bei uns kennt. Jedoch, ein kompletter Fake! Als man dm Chef Erich Harsch fragte (in diesem Fall war das die Wirtschaftswoche), ob man denn jetzt im Reich der Mitte tätig sei, antwortete dieser, dass man keine Märkte in China betreibe. Alles Fake also, von der Eingangspforte bis hin zu der kleinen grünen Handcreme-Tube. Das ohnehin verspielte Vertrauen war nun im absoluten Keller, bis heute. Solche Kopierfälle sind nicht neu. In Shenzhen nannte sich eine Bank einfach Golman Sachs. AN den Pranger gestellt sagte man dann, man habe es purem Zufall gleichen Namen, Schriftzug und Logo wie die New Yorker Konkurrenz gewählt. Auch Apple Shops wurden bereits eins zu eins nachgebaut. In Kunming baute man einfach einen kompletten IKEA nach.
Kurz, hier wird in großem Stil gemauschelt, wie es irgendwie zum chinesischen Wesen gehört. Eine gewisse Schlitzohrigkeit gehört in jede Alltagssituation, vom Feilschen auf dem Kleidermarkt bis hin zum Verhandeln des Fahrpreises vom Flughafen in die Stadt. Bei Dingen wie Milchpulver und Lebensmitteln im Allgemeinen hört der Spaß allerdings auf, und das hier verspielte Vertrauen ist erst einmal und unvorhergesehene Zeit zerstört. Man ist den ständigen Versprechungen seitens der Politik müde, hier und da mal wieder konsequent eingreifen zu wollen, um diese und jene Misere zu beenden. Undurchschaubar ist das Geflecht der Seilschaften, die sich von Unternehmen über Wirtschaft bis hinein in die Politik ziehen. Vertrauen in Lebensmittel ist ein hohes Gut, dem wir uns an dieser Stelle ruhig einmal bewusst werden dürfen.