xuéxí hànyǔ / 学习 汉语
Die chinesische Sprache, schreibt der Chinaexperte Kai Strittmatter in seinem Buch Gebrauchsanweisung für China, ist so einfach, dass sie über eine Milliarde Menschen fließend beherrschen.
Lektion 1 – die vier Töne
Jeder kann Chinesisch lernen! Die größte Hürde ist lediglich, damit anzufangen und die Angst vor der Fremdartigkeit dieser Sprache abzulegen. Hat man den Anfang erst mal geschafft, wird man merken, wie einfach Chinesisch doch sein kann. Zum Beispiel gibt es im Chinesischen keinerlei Konjugation von Verben. Überlegen Sie einmal selbst, wie viel Zeit Sie im Englischen, Französischen oder im Spanischen mit dem Konjugieren von Verben verbracht haben! Was ist es also, was uns bei dieser Sprache so Angst macht? Neben den Schriftzeichen ist es vor allem die Betonung, vor der uns angst und bange wird. Deshalb beschäftigt sich dieser Artikel mit den sogenannten sì shēng, den vier Tönen.
Der Kontext zählt
Chinesisch ist eine tonale Sprache, was bedeutet, dass die unterschiedliche Betonung von Wortsilben deren Bedeutung definiert. Dass ist insofern heikel, weil ein und dasselbe Wort durch eine andere Betonung etwas völlig anderes bedeuten kann. Während „Wèn“ beispielsweise fragen bedeutet, sagt man „wěn“ für küssen oder „wén“ für Literatur. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Bedeutung trotz identischer Betonung etwas anderes bedeuten kann und dabei lediglich das Schriftzeichen ein anderes ist. So kann „wén“ gleichermaßen Literatur (文), aber auch “hören” (闻) bedeuten. Manchmal ist es sogar so, dass sowohl die Bedeutung trotz gleicher Betonung und gleichem Schriftzeichen eine andere ist. So sind die Schriftzeichen für „wén“ („hören“/闻) und „wén“ („riechen“/闻) identisch. Wie um Himmels Willen kann man so etwas lernen? Nun – das Stichwort lautet: Kontext!
Keine Frage, das Erlernen der richtigen Betonung ist wichtig, wird aber von vielen überbewertet. So lassen Chinesen beim Schreiben von SMS die Töne (also die Betonungsstriche über den Vokalen) komplett weg. Für den Empfänger ist die Nachricht trotzdem verständlich, weil er durch den Kontext ableitet, um welches Wort es geht. Zum Beispiel: Der Satz „Morgen sehen wir uns“, „míngtiān wǒmen kàn“ macht dem Empfänger klar, dass es sich bei „kàn” um „sehen” handeln muss, wenn es sich um gute Freunde handelt, die sich zum Beispiel eine längere Zeit nicht mehr gesehen haben. Obwohl „kàn“ auch “lesen“ bedeuten kann, wäre dem Empfänger klar, dass “sehen” gemeint ist. Gleiches ist der Fall, wenn Chinesen sehr schnell – was üblich ist – miteinander reden. Auch hier fällt die Wichtigkeit der Betonung in den Hintergrund und der Zuhörer leitet sich aus dem Kontext ab, ob mit „kàn“ „lesen“ oder „sehen“ gemeint ist. Schwieriger allerdings ist es bei Sätzen, die aus wenigen Wörtern bestehen und langsam ausgesprochen werden. Das macht es für den Zuhörer schwierig, einen Kontext herzuleiten und eine korrekte Betonung deshalb wichtig.
Die vier Töne
Es gibt fünf Töne im Chinesischen, wovon vier als Zeichen über die Vokale des Pinyin – Pinyin ist die Übersetzung der chinesischen Schriftzeichen in die lateinische, uns verständliche Schreibweise – geschrieben werden. Die vier Zeichen für den jeweiligen Ton geben dem Leser an, wie dieser den Vokal betonen soll. Dabei ist weniger die Tonhöhe als vielmehr der Verlauf der Betonung entscheidend.
Der erste Ton wird als gerader Strich über den Vokal gezeichnet, wie zum Beispiel im Wort „tiān“ (Tag). Dieser Ton ist gleichbleibend und wird in einer etwas erhöhten Tonlage gesprochen, fast gesungen. Der zweite Ton ist ein von links unten nach rechts oben gezeichneter Strich über dem Vokal, wie er im schon bekannten Wort „wén“ (Literatur) vorkommt. Dieser Ton wird von einer mittleren Tonhöhe in eine höhere Tonlage gezogen, in der er endet. Das klingt dann in etwa so, wie man im Deutschen eine Frage betont.
Der dritte Ton ist der Interessanteste. Wie im Verb „wěn“ (küssen) zu sehen ist, bewegt sich dieser Ton nach unten und wieder nach oben. Vokale mit dieser Betonung lässt man von einer mittleren Tonhöhe zunächst etwas in die Tiefe fallen, zieht sie dann aber wieder hinauf in die mittlere Tonlage. In diesem Ton ist also richtig Schwung drin. Der vierte Ton, wie er im Verb „wèn“ (fragen) zu sehen ist, ist der wohl Einfachste. Ein Vokal mit diesem Ton beginnt in hoher Tonlage, wird schnell und steil abfallend gesprochen und endet in einer tiefen Tonlage. Dieser Ton hört sich etwa so an, wie man im Deutschen einen Befehl betonen würde, wie zum Beispiel „halt!“
Als kleines Special gibt es noch den sogenannten fünften Ton, der zwar nicht als Zeichen oder Strich über dem Vokal erscheint, aber trotzdem da ist. Er hat Ähnlichkeit mit dem ersten Ton, also dem geraden Strich, aber nur etwa die Hälfte dessen Länge. Dieser Ton taucht zum Beispiel im Wort „māma“ (Mama) im zweiten Vokal „a“ auf. Das Prinzip der fünf Töne sollte nun etwas klarer sein und wie man sich vielleicht denken kann, ist das Erlernen der richtigen Aussprache eine zu lösende Aufgabe. Übung lautet die Devise, und mit der Zeit wird die Aussprache immer leichter fallen. Übrigens, die kantonesische Sprache kennt neun statt vier Töne, weshalb man sich als Chinesisch Lernender nicht allzu sehr beklagen sollte.
Sonderregeln
Der ein oder andere mag sich fragen, wie merkwürdig es klingen mag, wenn nun zum Beispiel in mehreren aufeinanderfolgenden Silben der dritte Ton vorkommt, wie etwa bei „Nǐ hǎo“ (Wie geht’s). In solchen Fällen gibt es Sonderregeln (sogenannte Tonsandhi), die besagen, dass im Falle von zwei aufeinanderfolgenden dritten Tönen ersterer wie der zweite Ton gesprochen wird. So muss man sich „Nǐ hǎo“ wie ein „Ní hǎo“ vorstellen. Folgen zwei vierte Töne aufeinander, so wandelt sich der vierte Ton der ersten Silbe ebenfalls in den zweiten Ton. Auch bei zwei ersten aufeinander folgenden Tönen weicht der erste Ton der ersten Silbe dem zweiten. Das war’s mit mit den vier Tönen, viel Spaß beim Lernen!
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