Gimme Trail Baby – 1. Platz AK (9. Gesamt) beim Martins-(Trail)-Lauf in Hinterweidenthal
Nach dem Frankfurt Marathon war die Luft raus. Seitdem war ich bis letzten Samstag kein einziges Mal laufen. Mein Körper schaltet irgendwie gerade ab mit einkehrendem Winter und immer früher einkehrender Dunkelheit. Am Freitagabend aber plante ich ein bisschen die nächste Saison in den Ansätzen und melde mich unter anderem für einen kleinen Ultra in den Vogesen im Frühjahr an mit n’ paar Höhenmetern. Ein Marathon wird sicherlich auch gesetzt, den ich wahrscheinlich dezent angehen werden, bevor ich im Herbst wieder Gas gebe. Mal sehen. Jedenfalls verspürte ich die spontane Lust am letzten Traillauf im Rahmen des Wasgaucups mitzumachen, dem Martinslauf in Hinterweidenthal. Leider habe ich bis dato dieses Jahr an keinem der Wasgaucup-Läufe mitgemacht, weil ich im Frühjahr für den Deutsche Weinstraße Marathon trainierte und im Herbst für den Frankfurt Marathon. Das ist schade, war aber nicht anders zu machen. Der Martinslauf aber, der lag jetzt schön da ganz am Ende einer eigentlich coolen Saison, die im Prinzip aus den zwei erwähnten Marathons bestand. Ich fuhr also hin ohne jegliche Ambition, die man nach ein paar Wochen Nixtun nicht haben kann. Wie alle anderen Läufe des Wasgaucups auch hat dieser Traillauf knappe 10K Länge und ein paar Höhenmeter, in diesem Fall zweihundert. Zunächst geht es lange gerade aus, dann prägnant und lang zweihundert Meter hoch und dann wieder runter. Die Kunst bei so einem Lauf ist es, die Pace in der Geraden, in der Steigung und im Downhill so zu setzen, dass man in keiner Phase strauchelt.
In der Geraden ging ich also etwas dezenter als VOLLE KANNE los, weil die Gerade nun Mal meine Stärke ist. Etwas dezenter deshalb, weil ich wusste, dass dann die Steigung kommt, die nicht unterschätzt werden will. Steigungen mag ich auch sehr gerne. Verballert man sich aber vorher in der Geraden, dann packt man die nicht ohne Schwierigkeiten. Die Steigung jedenfalls lief super, irgendwie stets am Anschlag aber weit entfernt von einem Einbruch. Am höchsten Punkt kam ich fast ideal an mit einer schönen Portion Laktat im Tacho. Ich atmete kurz tief ein und es ging bergab mit Vollgas. In so einem kurzen Rennen darf man niemals nachlassen. Irgendwo in den Top Ten zu diesem Zeitpunkt mit einem Läufer hinter und vor mir jeweils in Sichtweite fängt ein Rennen in dieser Phase an, richtig cool zu werden und Spaß zu machen. Es gibt Angriffe nach vorne und von hinten und jeder checkt den anderen ab. Der Typ, den ich am Berg niedermachte, kam tatsächlich wieder an und zog an mir vorbei, sein Atem ruhig. Ich zog downhill noch mal im Vollsprint an ihm vorbei, das kostet Körner, kann das Gegenüber aber auch zerstören. Der Mann zog wieder an mir vorbei, Respekt. Gratulation und bis nachher. Dennoch gilt, nicht nachlassen, nicht mehr kassieren lassen, von niemandem. Der Typ war weg, der nächste kam aber in Sichtweite, hörte mich wiederum und zog mit letzten Körnern an. Das hört sich jetzt wie ein Kampf an, ist aber einfach schlichtweg die reine Cooles und Freude, die so ein Rennen in sich trägt.
Jedenfalls ging ich als Erster in meiner Altersklasse und als Neunter im Gesamtfeld über die Linie und das nochmal gute eineinhalb Minuten schneller als im Vorjahr, als ich hier schon einmal mitmachte. Im Ziel war dann alles wieder locker wie bei einem Klassentreffen. Es gab Finisher-Bier und lustige Sprüche von allen Seiten und für alle das Gefühl, in dieser tollen Gemeinschaft lauter Verrückter zu sein, die mit der Zeit immer verrücktere Sachen machen. Was ich für mich wieder einmal mitnehme ist die Tatsache, dass zwei Wochen Laufpause oder das schlichte Weglassen jeglicher Vorbereitung für so ein Rennen nicht unbedingt in ein schlechtes Ergebnis münden. Vielleicht agiert man sogar cleverer und dosiert die Kräfte gerade deswegen besser, weil man weiß, dass da was fehlt. Außerdem dominiert der reine Spaß, weil man sowieso keine Ambitionen hat. Und dann kann es sein, dass das Schönste überhaupt passiert. Dass man sich in einen Rausch läuft und einfach diese pure Freude empfindet, die das Laufen innehat und die man manchmal vergeblich sucht, weil man so auf irgendein Ziel fokussiert ist. Und wer weiß warum, gerade dann überrascht man sich selbst und haut einfach eine Zeit raus, die man so niemals auf dem Radar hatte.