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Kinderbuch: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer von Michael Ende

Einer der größen Vorteile des Eltern seins – natürlich neben den vielen Verpflichtungen – ist das Privileg, die Welt ein zweites Mal mit Kindesaugen betrachten zu dürfen. Dazu zählt für mich insbesondere das stete Lesen von Kinderbüchern, die ich als Kind nie las und jetzt – mein Sohn saugt Bücher auf wie ein Staubsauger – endlich lese. Und dabei bin ich immer wieder perplex, wie gut, wie spannend, wie lehrreich, sprich: wie prägend manches Kinderbuch sein kann, gibt man es denn zum richtigen Zeitpunkt einem Kind in die Hand. Und dazu gehört zweifelsfrei die Geschichte von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer von Michael Ende. Ein dicker Wälzer voller Phantasie und Magie, in die mein Sohn und ich derzeit jeden Abend eintauchen.

Worum geht‘s

„Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ ist ein Kinderbuchklassiker aus dem Jahr 1960 von Michael Ende, der die Geschichte von Jim Knopf, einem kleinen Jungen mit dunkler Hautfarbe, und Lukas, einem freundlichen und hilfsbereiten Lokomotivführer, erzählt. Die Geschichte beginnt auf einer winzigen Insel Lummerland, auf der es gerade mal eine Handvoll Einwohner gibt. Auf dieser Insel kommt Jim Knopf eines Tages in einem Paket an, und Lukas, der Lokomotivführer der Dampflokomotive Emma, und Frau Waas, eine Ladenbesitzerin, nehmen sich ihm an. Da Lummerland aber so winzig klein ist, dass es für den immer größer werdenden Jim und die Lokomotive Emma bald keinen Platz mehr gibt, beschließt der König von Lummerland, Alfons der Viertel-vor-Zwölfte, dass entweder Emma oder Jim die Insel verlassen muss. Lukas und Jim aber wollen sich nicht trennen und beschließen, zusammen mit Emma in die Welt hinauszufahren. Und damit beginnt ein nicht mehr aufhörendes Abenteuer, im Rahmen dessen das Rätsel um Jims Herkunft immer mehr in den Fokus rückt.

Die Abenteuer von Lukas und Jim

Ihre Reise führt sie in das geheimnisvolle Mandala, wo sie einem Kaiser begegnen, dessen Tochter von den besagten Wilden 13 geraubt und in die Drachenstadt Kummerland entführt wurde. Die beiden versprechen ihm, seine Tochter zu befreien und machen sich auf nach Kummerland. Eine gefähliche Reise, die sie durch das Tal der Dämmerung und durch die Wüste führt und fantastische Begegnungen birgt wie mit Tur Tur dem Scheinriesen oder Nepumuk dem vertoßenen Halbdrachen. Die größte Probe aber ist das Eindringen in die Drachenstadt selbst und die Befreiung der Königstochter Li Si aus den Fängen des gemeinen Drachens Frau Mahlzahn.

Unerschütterliche Freundschaft

„Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ behandelt Themen wie Freundschaft, Mut, Loyalität und das Überwinden von Vorurteilen. Besonders hervorzuheben ist die Darstellung von Jim Knopf, der als schwarzer Junge in einer Zeit, in der Rassismus noch weit verbreitet war, eine zentrale Heldenfigur darstellt. Michael Ende vermittelt durch seine Geschichte die Botschaft, dass wahre Freundschaft und Mut keine Grenzen kennen und dass jeder unabhängig von seiner Herkunft wertvoll ist.

Jim Knopf und die Wilde 13

 „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ wurde mit Auszeichnungen überhäuft, unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis im Jahr 1961. Die Übersetzung in zahlreiche Sprachen sorgten für internationale Anerkennung und Beliebtheit. Das schrie also nach einer Fortsetzung. Und die kam dann auch im Jahr 1962 unter dem Titel Jim Knopf und die Wilde 13. Die Geschichte knüpft nahtlos an die Ereignisse des ersten Buches an. Eigentlich wollen Lukas und Jim nur den Scheinriesen Tur Tur als Leuchturm für Lummerland anheuern, und schon sind sie in das nächste Abenteuer verstrickt. Sie begegnen dem Meerkönig Lormoral, der die beiden bittet, das Meerleuchten zu reparieren. Mit Hilfe des Schildnöcks Oschaurischum und der Nixe Sursalapitschi machen sich die beiden auf den Weg zu den Magnetinseln und stellen fest, dass der für das Meerleuchten relevante Magnet sabotiert wurde. Als dann auch noch Jims Babylokomotive Molly entführt wird und auf Lummerland ein merkwürdiger Brief eintrifft mit der gleichen Handschrift, mit der damals das den kleinen Jim Knopf beherbergende Päckchen beschriftet war, deuten alle Zeichen auf die Wilden 13 hin.

Abenteuer auf hoher See

Mit einem vom König von Mandala getarnten Kriefsschiff machen sich die Abenteuerer auf den Weg auf die hohe See und es kommt zum Showdown, für den Jim und Lukas all ihren Mut und List aufbringen müssen. Jetzt, und erst jetzt, lichtet sich das Dunkel um den kleinen Jim Knopf. „Jim Knopf und die Wilde 13“ ist eine gelungene Fortsetzung, die den Zauber und die Magie des ersten Buches fortführt. Michael Ende schafft es erneut, eine spannende und tiefgründige Geschichte zu erzählen, die sowohl Kinder als auch Erwachsene fesselt. Neben all der Phantasie schafft es der Autor, mit der Geschichte eichte Werte und Botschaften zu vermitteln, in zeitloser und inspirierender Manier.

Fazit und Hintergrund

Die zeitlosen Themen wie Freundschaft, Mut, Loyalität und die Überwindung von Vorurteilen tragen zur dauerhaften Attraktivität des Buches bei. Michael Endes Fähigkeit, wichtige Werte und Botschaften auf unterhaltsame und zugängliche Weise zu vermitteln, hat dazu beigetragen, dass das Buch von Lesern aller Altersgruppen geschätzt wird. Michael Endes Erzählstil ist geprägt von einer fantasievollen und detailreichen Sprache, die die magische Welt, in der Jim und Lukas leben, lebendig werden lässt. Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und die Dialoge humorvoll und herzlich, was das Buch sowohl für Kinder als auch für Erwachsene ansprechend macht. „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ ist ein zeitloses Meisterwerk der Kinderliteratur, das durch seine fantasievolle Erzählweise und die tiefgründigen Themen besticht. Doch wie kam das eigentlich zustande?

Michael Ende wurde 1929 in Garmisch geboren und wuchs in einer künstlerischen Familie auf. Sein Vater war der surrealistische Maler Edgar Ende, dessen Werke Michael prägten. Der surrealistische Einfluss seines Vaters spiegelt sich in der fantasievollen und manchmal skurrilen Art seiner Geschichten wider. Ende wuchs in der Zeit des Zweiten Weltkrieges auf, geprägt von den Erfahrungen von Zerstörung und Neuanfang, die seine Sichtweise und sein Verständnis von Gut und Böse beeinflussten.

In den 1950er Jahren begann Ende, das Manuskript zu „Jim Knopf“ zu schreiben. Die Figur des Jim Knopf, ein schwarzer Junge, war zu dieser Zeit ungewöhnlich und spiegelte Endes Kritik an Rassismus und Kolonialismus wider. Er wollte bewusst eine Geschichte erzählen, in der ein schwarzes Kind die Hauptfigur ist und Abenteuer erlebt, die normalerweise weißen Kindern vorbehalten waren. Michael Ende deutete seine Arbeit stets als einen Versuch, Diversität und Inklusion zu fördern und Kinder zu lehren, dass jeder Mensch unabhängig von seiner Hautfarbe wertvoll ist. Ende war stark beeinflusst von seiner eigenen kindlichen Fantasie und Neugier. Er glaubte, dass Kinderbücher nicht nur unterhalten, sondern auch wichtige Botschaften vermitteln sollten. Die Idee von Jim Knopf und Lukas kam ihm durch das Spiel mit Märklin-Modellbahnen, die er als Kind besaß, und durch seine Liebe zu Lokomotiven.

Ma San[/Avatar]

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