Neue PB beim SPREEWALD-MARATHON
03:07:14 zeigte mir die Uhr heute nach 42.195K durch den Spreewald. Klar hatte ich die “DREI” im Kopf, aber nicht um jeden Preis. Mein DNF (DID NOT FINISH) in Frankfurt war wirklich furchtbar und ich wollte das heute auf keinen Fall erleben, wollte einfach so gut laufen, wie ich es eben kann. Bis Kilometer 26/27 war ich gut bis sehr gut unterwegs. Meine Renntaktik war auf den Kilometer und auf +/- 3 Sekunden auf die Pace präzise geplant. Es gab aber gewisse Momente im Training, die mich vorsichtig ins Rennen haben gehen lassen, besonders in Phasen gegen Ende der “Fünfunddreißiger”, in denen ich Schwäche bei der “Endbeschleunigung” gespürt habe, diese nicht im gewünschten Tempo laufen konnte. Auf der anderen Seite waren da meine Stärken bei den schnellen Einheiten bis auf die Halbmarathondistanz, bei denen ich sehr sicher bin – und schnell. Der Marathon verlangt beides ab, Tempohärte und Ausdauer, und genau das ist die große Faszination, die Magie für mich bei dieser Distanz. Ein Marathon verzeiht keine Fehler, keine Schwächen. Und diese gewissen Schwächen bei den langen Dingern haben gereicht, um mich vorsichtig sein zu lassen am großen Tag. Bis K 27 lief es also gut, aber dann meldete sich mein Magen – meine Achillesferse! Ich hätte jetzt “ALL IN” gehen können, aber mit meinem DNF im Hinterkopf und der absoluten Gewissheit, das heute nicht erleben zu wollen, nahm ich den Zug raus. Die “Drei” war damit abgehakt und das Sekundärziel 3:05 brannte vor meinem inneren Auge. Bis K 35 war ich auf Tuchfühlung mit meinem Magen, lotete aus, was zu viel war und was nicht, an einer gewissen Grenze der Leidensfähigkeit. Als ich mich dann bei K35 fast übergeben musste, nahm ich noch mehr Zug raus, Sekundärziel 3:05 erledigt, 3:10 also. Und hey, jetzt fing ich mich wieder und lief sicher hinein in die Todeszone des Everest, jene Phase jenseits der 35K. Diese Phase war wie immer ein seltsamer, ein schmerzhafter Gang durch den inneren Abgrund, aber ich durchschritt diesen gleichmäßig und ohne einen Meter zu gehen, solide und in Würde. Als Zehnter in der Gesamtwertung (4. in der AK) lief ich über die Linie in einer 03:07:14 und damit einer neuen, persönlichen Bestzeit auf den Marathon. Kein Anlass zur Trübsal also, sondern zur Freude! Die Drei, sie war nicht möglich heute. Aber fünf glatte Minuten Verbesserung hatte ich erreicht, und das war NICHT NICHTS! Was mir aber am meisten Zuversicht gab, das war mein Zustand nach dem Rennen, dieser nämlich war überraschend gut. Da waren noch Körner da, richtig Power, die mir jedoch im gewünschten Moment, in der entscheidenden Phase des Rennens nicht zur Verfügung stand. Sie war da, ich kam nur nicht dran. Aber das ist eben Marathon. Er ist wie der Everest – nie ganz kalkulierbar.
2 Kommentare
Oliver
Herzlichen Glückwunsch!!! PB ist PB! Und diesmal hast du die Distanz abgeklärt und realistisch angegangen, im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen getroffen, dich nicht irritieren lassen, einfach solide durchgezogen. Also, ich bin mir sicher, die Sub3 knackst du noch. Sehr sehr gut gemacht!!
MaSan
Hi Oliver,
ich habe mir extra einen kleinen Lauf im Grünen ausgesucht, ganz ohne Helikopter und ohne hunderttausende Menschen an der Strecke. Nur wenige Freunde und Bekannte wussten von dem Lauf und dieses ganze Setting tat mir gut. Ich war nicht nervös, war niemandem Rechenschaft schuldig und fühlte mich nicht unter Druck. Weiterhin trug ich keine Carbonschuhe, sondern “light racer”, in diesem Fall den Wave Shadow von Mizuno. Geringe Sprengung, minimaler Charakter, kein Gedöns, so wie ich eben gerne laufe, ähnlich wie meine Kinvara. Und so wurde das für mich ein Lauf, der mir Spaß machte. Ein Lauf, während dem ich ganz bewusst und voll fokussiert an meine Grenzen gehen, die 42K herausfordern konnte. Und als es brutal wurde, war ich froh, dass da nicht viel los war, ich alleine war inmitten der Natur, und diesen Kampf ausfechten konnte, ganz allein mit mir selbst.
Lieben Grüße