PODCAST: Wen dürfen wir essen? – eine Doku über die Zukunft des Fleischkonsums
Ein Junge fragt seinen Papa beim Grillen, warum dieser Fleisch ist. Erst ganz ruhig, und als dieser stutzt und keine Antwort hat, vehement. Der Vater findet und findet keine Antwort darauf und die Frage lässt ihn nicht mehr los. Was kann es seinem Sohn nur antworten? Aus dieser Frage wird eine Suche um den Globus mit Begegnungen höchst interessanter Menschen, die das Thema “Fleisch Essen” von allen Seiten beleuchten. Dieser 6-teilige Podcast mit jeweils circa 40 Minuten Länge ist einer, in den wirklich jeder etwas Lebenszeit investieren sollte. Es geht nicht darum, dass wir alle aufhören müssen, Tiere zu essen. Sondern zunächst darum, sich bewusst zu sein über das eigene Tun und Handeln und was dieses für die Welt, in der wir leben, bedeutet. Das Ausmaß, dass das Essen von Tieren hat, ist so groß, dass wir uns dazu einfach positionieren müssen.
Folge 1: Der Status Quo
Die erste Folge dreht sich um das Thema, wie wir Tiere halten, warum wir das tun, welche Ausmaße das hat und ob das richtig oder falsch ist. Zu Wort kommt ein Schweinemäster, der unter “artgerechter Haltung” Schweine züchtet. Und was genau “artgerecht” bedeutet wird dabei sicherlich überraschen. Einen anderen Blick auf die Dinge hat Kuhbäuerin Anja Hradetzky, die ihren Kühen auf der Weide viel Platz gönnt. Aber eines muss sie auch tun – ihre Tiere töten. Und dann ist da der ehemalige Schlachter Thomas Schalz, der seine Arbeit nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren konnte. Heute betreibt er einen Gnadenhof, in den ehemalige Nutztiere bis zum Tod in Frieden und viel Platz leben dürfen. In dieser Episode lernt man sehr viel über das absurde Ausmaß der Massentierhaltung, warum das ein riesiges ökologisches Problem ist und dass es so etwas wie einen friedlichen oder artgerechten Tod nicht gibt.
Folge 2: Natürlich, normal, notwendig? Das Geheimnis der 3Ns
Zu Wort kommt die amerikanische Psychologin Melanie Joy, die typisch amerikanisch aufwuchs. Mit ihrem geliebten Hund und jeder Menge Fleisch auf dem Teller. Schon früh stellt sie die Frage: Warum werden Hunde geliebt, andere gleich intelligente Tiere aber gequält und gegessen? Woher kommt diese allgemeine Haltung, dass wir das Fleisch bestimmter Tierarten für essbar halten und dass von anderen wiederum nicht? Es geht also um die kulturellen und psychologischen Fragen, die mit dem Essen von Fleisch verbunden sind. Von einer anderen Seite betrachtet das Thema der Kulturhistoriker Ilja Steffelbauer, der weit in die Vergangenheit blickt und der Frage nachgeht, wo die Lust nach Fleisch herkommt. Wir erhalten Einblick in einen riesigen Industrieschlachthof, in dem ein Tierschutzbeauftragter nichts schlechtes daran findet, Tiere zu essen, aber strauchelt, wenn es um die CO²-Erstickungsmethode von Schweinen geht, die auch aus seiner Sicht alles andere als leidfrei ist. Und dann ist da der Ernährungswissenschaftler Niko Rittenau, der die Frage klärt, ob wir rein gesundheitlich überhaupt Fleisch essen müssen.
Folge 3: Tiere wie wir?
Jetzt wird es richtig interessant. Peter Singer, im Prinzip der Gründer der Tierrechtsbewegung mit Erscheinen seines Buches Animal Liberation (Dt: Die Befreiung der Tiere) stellt dar, dass die Gefühle von Tieren genauso stark wiegen wie jenes der Menschen. Die Überzeugung, dass Tiere Rechte haben müssen, hat Jurist und Philosophieprofessor Gary Francione. Und dann ist da der Evolutionsbiologe Jon Mallatt, der uns auf atemberaubende Weise darstellt, wie dieses Spiel von Jäger und Gejagtem begann und warum wir unterscheiden müssen, welche Wesen wir essen und welche nicht und was das wiederum zu tun hat mit der Fähigkeit eines Wesens, Bewusstsein für sich selbst zu empfinden. Moralisch und ethisch anders sieht das wiederum der Philosoph Dan Shahar, der ein Problem mit der Haltung von Vegetariern hat und das Essen von Fleisch argumentativ zu verteidigen versucht.
Folge 4: Versteckte Kosten
Hier geht es ganz um das Ausmaß, den der Fleischkonsum und damit die Massentierhaltung auf unseren Planeten hat. Dass die hier eingesetzten, riesigen Mengen Antibiotika höchst problematisch sind, erklärt Reinhild Benning von der Deutschen Umwelthilfe. Über die Schulter jener Menschen, die in der Fleischindustrie arbeiten und was das wiederum mit ihnen macht, blickt Sozialarbeiterin Daniela Reim. Und warum dieses Ausmaß die Tiernutzung in diesem Ausmaß schlicht verheerend ist, zeigt Klimafolgenforscherin Cynthia Rosenzweig von der Nasa.
Folge: 5: Fleisch aus dem Labor
In der fünften Folge geht es um verschiedene Konzepte, dem Fleischgeschmack ganz ohne Tierleid durch innovative Produkte und Verfahren möglichst nahe zu komme. Der Tag, an dem man echtes Fleisch eines Tieres essen kann, ohne dass dafür ein Tier sterben muss, ist näher als man glaubt.
Folge 6: Das Ende des Fleischzeitalters
Folge 6 betrachtet verschiedene Formen von Aktivismus. Wie leben Tiere in der Landwirtschaft? Warum all diese Skandale? Wie schafft man es, dass sich die Menschen von Fleisch abwenden?
Was ich darüber denke
Seit nunmehr sechs Jahren habe ich kein Stück Fleisch und keinen Fisch mehr gegessen. Auch Milch, Eier und Butter sind aus meinem/unserem Haushalt verbannt und nur ausnahmsweise, zum Beispiel zu Gast bei Freunden, lasse ich mir mal einen Kaffee mit Kuhmilch geben, wenn es keine Alternative gibt. Ich möchte nicht rigoros sein, nicht radikal, jedenfalls nicht zu meinem Mitmenschen. Zu mir selbst aber schon! Wie viele andere, vor allem junge Menschen, habe ich begriffen, dass das Essen von Fleisch und auch der Konsum tierischer Produkte nicht nur extrem zerstörerisch ist, er ist in diesem 21. Jahrhundert, in der wir nun mal leben, auch vollkommen nutzlos. Wie andere der in der Doku zu Wort kommenden Menschen kann ich auch in meinem Umfeld feststellen, dass Menschen zwar stets das Richtige tun wollen, aber zu oft das Falsche tun. Niemand möchte Tiere gequält sehen, dennoch wird Fleisch gegessen und die Qual in Kauf genommen, auch von logisch denkenden, interessierten, politischen Menschen. Wir Menschen verdrängen dieses Töten in unfassbarer Zahl in eine verborgende Schublade unseres seins: Wir wissen, dass da etwas nicht stimmt, aber wir verdrängen es. Wenn ich einen Lauf auf Instagram poste oder Facebook, dann stehen darunter mitunter 100 Likes und 20 Kommentare. Poste ich dagegen meine regelmäßigen Botschaften hinsichtlich dieser Thematik hier, erhalte ich 3 Likes wenn es hoch kommt. Nicht dass mich so etwas wie Likes interessiert, aber sollte es sich nicht umgekehrt verhalten? Aber es ist nur logisch. In dem Moment, in dem jemand wie ich auf etwas wie diesen Podcast hier aufmerksam macht, fühlen sich die Menschen an diese verborgene Schublade erinnert. Sie wissen, dass sie etwas tun, von etwas Teil sind, dass gänzlich unangenehm ist und bevorzugen die Verdrängung, um zeitgleich das Steak im Grill zu wenden. So gut dieser Podcast auch ist, so eindeutig die Resultate der darin enthaltenen wissenschaftlichen Ergebnisse, er vermag es nicht, uns Menschen zu berühren. Der Verzicht auf tierische Produkte ist so einfach, einfacher geht es nicht, und dennoch verweigern wir uns jeglicher Auseinandersetzung mit dem Thema. Und mit jedem Tag, an dem wir so weitermachen, geht das Leiden von Milliarden Tieren weiter, Tag für Tag, abseits unserer Blicke, und wird die Welt Zentimeter für Zentimeter weiter zerstört. Das macht mich sehr, sehr traurig.
Ein Kommentar
Pingback: