Ernährung,  Foodie,  Gesundheit

Die ersten Schritte in ein veganes Leben

Es gibt unendlich viele Gründe, warum sich immer mehr Menschen für eine vegane Lebensweise entscheiden, die häufigsten und vor allem wichtigsten sind jedoch die folgenden:

  • Gesundheit
  • Tierschutz
  • Klima- und Umweltschutz

“Es gibt keine Auszeit, keine Hilfe: Die Tür wird sich nur einmal öffnen, nämlich am Ende ihres Lebens zu ihrer Reise an den einzigen Ort, der noch schlimmer ist.” (Buchauszug aus TIERE ESSEN von Jonathan Safran Foer)

Tierschutz
Massentierhaltung bedeutet nichts anderes als einen erbarmungslosen Umgang mit Tieren. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist es nicht möglich, Milch und Fleisch ohne ein unvorstellbareres Ausmaß an Leid herzustellen. Wir alle wissen das, doch da der Akt des Tötens hinter riesigen Fabrikmauern stattfindet, verdrängen wir dieses Wissen und flüchten in eine sogenannte kognitive Dissonanz, indem wir Dinge tun im Wissen, dass diese eigentlich falsch sind und uns selbst Unwissenheit vorgaukeln. Unsere Auswahl, welche Tiere wir essen und welche nicht, ist dabei völlig willkürlich. Ein Hund darf leben, ein Schwein nicht, obwohl beide gleich groß, gleich intelligent sind. Diese Willkür wird auch als Karnismus bezeichnet, und sie macht überhaupt keinen Sinn. Nun liegt das Argument nahe, auf Bioprodukte umzuschwenken, mehr Geld zu bezahlen. Wer sich näher mit diesem Thema beschäftigt, wird jedoch auch hier feststellen, dass selbst in den besten Betrieben ein Umgang mit Tieren ohne Qual nicht möglich ist, den Siegeln auf den Produkten nicht geglaubt werden kann und Tiere per Definition nicht artgerecht gehalten werden können, weil sie eben gehalten werden und nicht frei sind. Und am Ende steht immer das Töten, zu dem die meisten von uns, seien wir ehrlich, nicht imstande wären. Und damit sind wir wieder am Anfang, bei der kognitiven Dissonanz.

“Wer regelmäßig Fleisch isst kann sich nicht als Umweltschützer bezeichnen, ohne das Wort seiner Bedeutung zu berauben.” (Buchauszug aus TIERE ESSEN von Jonathan Safran Foer)

Klima- und Umweltschutz
Aber auch wenn unsere Entscheidung den Aspekt des Tierschutzes überwindet, so stehen wir auch gleich vor dem nächsten Problem, der Umwelt und dem Klima, das wir doch bekanntlich retten wollen. Und da sind wir schon wieder bei der kognitiven Dissonanz. Wir wissen, dass unser Handeln, dass unser Tun schlimm ist, und machen es trotzdem. Jonathan Safran Foer, der Autor von TIERE ESSEN, sieht den Anteil der Massentierhaltung am weltweiten CO-Ausstoß bei über 40 Prozent. Fast 80 Prozent der weltweiten Agrarflächen werden für die Tierhaltung verwendet, obwohl sie nur 15 Prozent zur weltweiten Ernährung beitragen. Das liegt u.a. daran, dass man 15 Kilo Futter braucht (Quelle), um ein Kilo Rindfleisch herzustellen. Umgekehrt lässt sich mit einem Kilo Getreide 1,5 Kg Brot herstellen, jedoch maximal 100 Gramm Fleisch. Allein an dieser Rechnung zeigt sich der Irrweg, auf dem wir uns befinden, wissen wir doch, dass Menschen milliardenfach hungern. Durch die unvorstellbaren Mengen an Futter werden Regenwälder vernichtet, Böden verseucht, Menschen vertrieben, Monokulturen entstehen und verursachen ein nie da gewesenes Artensterben. Weiterhin wird Methangas freigesetzt, das noch schlimmer ist als CO². Tierprodukte, und damit sind alle gemeint, gehören zu den wichtigsten Klimakillern in der Ernährung. Ein Kilogramm Butter verursacht ca. 24 Kg. CO² (Quelle), das ist noch mehr als Fleisch, und bei Milch sieht es auch nicht gut aus (2,4 Kilo pro Liter Milch/Quelle). Alles in allem lassen sich durch eine vegane Ernährung unsere privaten Emissionen um bis zu 80 Prozent reduzieren und ist damit der wichtigste Hebel von allen, den wir selbst aus eigenem Antrieb heraus bedienen und heute damit anfangen können. Die Weltbevölkerung wird weiter steigen, damit der Fleischkonsum und wenn man an den Klimawandel denkt, den wir stoppen wollen, dann liegt es auf der Hand, dass die Zukunft einzig und allein vegan aussehen kann. Es gibt keine Alternative, dafür sind wir schlichtweg zu viele. Menschen hungern, milliardenfach mittlerweile, und durch vegane Ernährung ließe sich das stoppen.

“Jetzt kann ich euch schon ruhig anschauen, ich esse euch nicht mehr.” (Franz Kafka bei einem Besuch des Aquariums im Berliner Zoo)

Gesundheit
Der renommierte Arzt Dr. Probst geht davon aus, dass der Konsum von Fleisch das Leben durchschnittlich um 13 Jahre verkürzt, ein entsprechendes Interview findet sich hier. Diabetes Typ 2, Übergewicht, koronare Herzerkrankungen und verschiedene Krebsarten, da sind sich immer mehr Experten sicher, gehen auf den exzessiven Konsum von Fleisch zurück, der sich seit Beginn der Massentierhaltung vervielfach hat. Auch im Buch KREBSZELLEN MÖGEN KEINE HIMBEEREN von Prof. Dr. med. Richard Béliveau und Dr. med. Denis Gingras, zwei renommierten Krebsforschern und Molekularmedizinern, wird insbesondere vor dem Verzehr von rotem Fleisch gewarnt. Nun kommt immer wieder das Argument, dass man Fleisch irgendwo braucht. Es gibt mittlerweile aber nicht wenige Wissenschaftler, die das bestreiten und sogar den Menschen in seiner Evolution als nicht primär Fleisch essend verstehen. Wer hier Angst hat, es könnte irgendetwas fehlen, dem hilft vielleicht ein Fingerzeig auf einige der besten Athleten dieses Planeten , die mit dem Mythos aufräumen, dass mit einer veganen Lebensweise kein dauerhafter Erfolg erreichbar sei. Hier einige Beispiele:

  • Patrik Baboumian, 2011 offiziell der stärkste Mann Deutschlands
  • Lewis Hamilton, einer der erfolgreichsten Formel-1-Piloten aller Zeiten
  • Novak Djokovic, einer der besten Tennisspieler aller Zeiten
  • Timo Hildebrand, Ex-Nationaltorhüter
  • Jan Frodeno, bester Triathlet der Welt (Vegetarier)
  • Scott Jurek, einer der erfolgreichsten Ultraläufer aller Zeiten
  • Venus Williams, einer der besten Tennisspielerinnen aller Zeiten
  • David Haye, Ex-Weltmeister und Profi Boxer
  • Barny du Plessis, Bodybuilder
  • Carl Lewis, Sieg im 100 Meter Lauf bei der Weltmeisterschaft in Tokio 1991, bis heute unerreichter Rekord im Weitsprung aus dem Jahr 1984 im Weitsprung, 8 Weltmeistertitel

Die ersten Schritte in eine vegane Lebensweise und warum diese leicht fallen
Ich selbst lebe seit 4 Jahren vegetarisch mit Tendenz zum Veganismus. Damit soll gesagt sein, dass auch ich mir mit dieser Sache schwer tat und ich einen Schritt nach dem anderen machen musste und auch noch muss. Aber ich denke, das ist normal. Heute verzichte ich auf Fleisch, Fisch, Butter, Eier, Milch und Sahne. Joghurt und Käse stehen immer noch auf meinem Speiseplan, doch ich arbeite daran. Mein Tipp, den ich dir geben kann ist es, sukzessive auf für dich normale Produkte zu verzichten, beginnend mit jenen, die am leichtesten fallen.

  • Schritt 1
    Ersetze Butter und Sahne durch vegane Alternativen. Bei den mittlerweile in jedem Supermarkt erhältlichen veganen Butter-Blocks und die veganen Optionen für Sahne wie z.B. jene von RAMA merkst du den Unterschied zu tierischen Produkten überhaupt nicht. Es macht wirklich keinen Unterschied im Geschmack. Dieser Umstieg ist extrem einfach und die Auswirkungen auf die Umwelt sind immens. Ein Kilogramm Butter verursacht wie gesagt 24 Kg CO², die vegane Alternative dazu gerade mal 0,75Kg.
  • Schritt 2
    Als nächsten Schritt kann Milch (2,4 Kg CO² pro Liter) sehr leicht durch Hafermilch (0,29 Kg CO² pro Liter) ersetzt werden. Diese ist mittlerweile sehr gut geworden, ist überall erhältlich und lässt sich auch toll aufschäumen. Zu Beginn ist es eine Gewöhnungssache, doch fällt der Umstieg nach wenigen Wochen leicht. Zudem wird man merken, dass man herkömmliche Milch nach einer Weile gar nicht mehr verträgt, sie wird fast ungenießbar. Man sollte sich an dieser Stelle auch verdeutlichen, dass Milch für Kälber gedacht ist und eben nicht für uns. Vermeide Mandelmilch, das diese in der Produktion unfassbar viel Wasser braucht
  • Schritt 3
    Nun kann man sich an Käse (ca. 13 Kg CO² pro Kilo) machen. Mittlerweile gibt es hervorragende Alternativen zu Ziegenkäse, Mozzarella und geriebenem Käse (0,9 Kg CO² pro Kilo), die allesamt sehr ähnlich schmecken und gleich sind im Schmelzverhalten.
  • Schritt 4
    Und dann ist da der Fleischverzicht als ultimative Disziplin. Vegane Fleischwurst, Aufschnitt, Fleischsalat, Würstchen, Wiener, Gyros, Hackfleisch, Lachs, all das gibt es im Kühlregal. So gut, dass man den Unterschied nicht mehr ausmachen kann. Eines meiner Lieblingsgerichte ist Geschnetzeltes mit Pilz-Sahnesauce, welches ich mit einem veganen Gyros der Marke „Like Meat“ mache. Ich machte dieses Gericht für zwei Besuche in jüngster Vergangenheit. Dass es sich dabei nicht um Fleisch handelt, hat niemand gemerkt, bis ich es ihnen sagte. Beide Besuche fanden dieses Essen so gut, dass sie dieses in veganer Variante nachkochten. Einer der beiden Besuche hat beschlossen, den Fleischkonsum drastisch einzuschränken und fasst ein vegetarisches Leben ins Auge. Damit soll gesagt sein, dass ein Handeln von jedem von uns etwas bringt, da wir andere beeinflussen können, diese wiederum andere beeinflussen und so weiter. Und das geht ganz ohne erhobenen Zeigefinger, schlicht indem wir beweisen können, dass veganes Essen fantastisch schmecken kann.

Jetzt kann man natürlich fragen, warum Alternativprodukte unbedingt genauso aussehen und schmecken müssen, ein Argument, welches man oft hört von Fleischessern. Das ist sozusagen deren letzte Bastion. Nun, man muss das Essen von Fleisch als eine Art Sucht verstehen und das Alternativprodukt als eine Art Nichtraucherkaugummi. So jedenfalls sehe ich das. Irgendwann wenn ich soweit bin, muss das auch nicht mehr so schmecken, nicht mehr so riechen und schon gar nicht so aussehen. Aber genau das macht den Verzicht auf tierische Lebensmittel so unfassbar leicht. Und ohnehin: Alles ist besser als das Essen von Fleisch, in jeglicher Hinsicht. Ich kann aus eigener Erfahrung versichern, dass der Umstieg nach ein paar Monaten geschafft, die Sucht überwunden ist. Es stellt sich das Gefühl ein, dass man sich das Essen von echtem Fleisch noch nicht einmal mehr vorstellen kann. Es ist ein großes Glück für mich, Tiere betrachten zu können, in Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit, und mir wie Kafka sagen zu können: „Jetzt kann ich euch schon ruhig anschauen, ich esse euch nicht mehr.”

Ma San

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