Ich – laufe – weit! Es kommt dem Fliegen am nächsten
“Es kommt dem Fliegen am nächsten”, antwortet Zach Miller seinem Gegenüber Adharanand Finn auf die Frage, warum er eigentlich überhaupt tue, was er – hauptsächlich – tue, laufen. Interessante Haltungen wie diese hier liest man viele in dem tollen Buch Der Aufstieg der Ultraläufer, welches ich in einem Zug verschlungen habe. Wenn mich etwas berührt, wie eben dieses Buch, dann denke ich viel darüber nach, wie über den Satz von Miller. Insbesondere dann, wenn ich – wie er – laufe. Vielleicht geht es nicht anders, möglicherweise kann man so etwas nur dann nachvollziehen, wenn man echter Läufer ist. Aber wann ist man das eigentlich? Auch dazu sagt Miller etwas, nämlich dass die meisten Menschen das Laufen nur mit Härte assoziieren, nicht aber mit dem, was er als “Good Stuff” bezeichnet. Damit meint er dieses wunderbare Universum, das man entdecken kann, wenn man diese Härte überwindet. Nämlich dann, und nur dann, kann sich Schwere auflösen in Leichtigkeit. Nur so kann man, ja – fliegen!
Man kann es auch so sehen: Die Härte gehört dazu! Wir Läufer – ich denke darin gleichen wir uns alle – tun viel dafür, – unseren jeweiligen Lebensumständen entsprechend – gute Läufer zu sein. Dabei nehmen wir viel auf uns, ertragen so einiges, und das oft für nur einen winzigen Gipfelmoment, den Wettkampf, der wie die Spitze eines Eisberges lediglich einen Bruchteil des Laufuniversums ausmacht. Und dennoch machen wir einfach weiter, tagein und tagaus, und werden stärker, schneller, zäher. Wir werden so vertraut mit dem Ertragen von Schwierigkeiten, dass wir bemerkenswerte Portionen Schmerz, Leid oder wie auch immer man das bezeichnen möchte, herausfordernd annehmen. Und wenn er dann kommt, der Killermoment, in dem alle Sirenen heulen: “Gib auf, du schaffst es nicht!”, dann gehen wir dem Schmerz nicht aus dem Weg, sondern schauen diesem ins Auge. Wir Läufer wissen, dass er dazugehört. Ohne ihn, kein Gipfel! Genau das unterscheidet einen Jogger von einem Läufer! Der Jogger geht mit dem Schmerz niemals auf Tuchfühlung. Er macht kehrt, ehe es soweit ist. Er taucht nicht durch die dunklen Wolken, wird die Wolken nie von oben sehen, nie das darüber scheinende Licht – und wird niemals fliegen!
4 Kommentare
Reinhard | reihaktiv
Perfekt, genau so ist es!
Bei mir halt mit einem anderen Tempo 😉
MaSan
Hey Reinhard,
egal wie schnell man ist..es gibt immer jemanden, der schneller, besser, krasser ist…insofern ist Schnelligkeit nicht das, worauf es ankommt, sondern immer die ganz eigenen Grenzen (-;
Oliver
Hallo Martin, schön und passend geschrieben. Die Härte gehört wohl in jedem Sport dazu, durch die Unabhängigkeit des Läufers ist er aber wohl am besten in der Lage “zu fliegen”.
MaSan
Hi Oliver,
danke für’s Vorbeischauen und allzeit “Happy Flying”. Am Wochenende gehe ich vielleicht mal in Richtung Marathon. Wie sieht’s bei dir aus, hast du irgendwelche läuferische Ziele momentan?