Marathon
Laufen, Sport,  Laufinspiration

Ich – laufe – weit! Leiden gehört dazu

„Wenn Du laufen willst, lauf eine Meile. Wenn du ein neues Leben kennen lernen willst, dann laufe einen Marathon.“ (Emil Zatopek)

Die Tür fällt in die Angeln. Draußen ist es ungemütlich, es windet, es ist grau, aber das ist mir egal, es macht mir nichts aus. Dreißig Kilometer liegen vor mir, es waren schon weniger, es waren schon mehr, und letztlich wird es auch heute Momente geben, solche und solche. Aus meiner breiten Straße wird bald eine kleinere, und aus dieser ein Park. Ich fliege hindurch und lasse die Jogger hinter mir, die dort ihre Runden drehen, und betrete das Terrain der Marathonis. Jetzt wird es einsamer, die Stadt verstummt endlich und ich packe meine Ohrstöpsel ein, lausche den raschelnden Blättern und meinen Schritten. Ich gleite dahin, ich fliege, bin glücklich, eins mit der Welt, mit ihr verbunden. Ich laufe auf ihr und fühle mich so lebendig, reduziert auf ein Minimum. Die Sorgen der Woche sind verschwunden, irgendwo in diesem Runner’s High. Darum laufe ich, genau deshalb, weil es Balsam für die Seele ist! Das sind die guten Momente. Doch wo es hell wird, wird es auch dunkel!

Aus Schotterpisten sind mittlerweile Feldwege geworden. Windräder bieten dem Wind die Stirn. Irgendwo darunter, ich, laufend, hadernd. Aber nicht wirklich, ich kenne diese Momente, und auch diesen werde ich niederringen. Ja, das ist ein Zwicken in meiner rechten Wade. Ja, der Gang ist nicht mehr so leicht, der Blick durchaus etwas eingefallen und ja, ich bin auch etwas kaputt. Aber ich werde nicht langsamer, nein. Jetzt lege ich einen drauf, signalisiere meinen Beinen, dass hier nicht Ende ist. Und irgendwann lächle ich wieder, schaue mich um, bleibe achtsam, und meine Beine gehorchen. Und dann wird aus dunkel wieder hell und ich laufe einfach. Das Zwicken, das ist bestimmt noch da, aber ich nehme es nicht mehr wahr und es zieht sich beleidigt zurück. Es kennt mich!

Nichts ist nur schön, niemals. Leiden gehört dazu, zu allem. Leben bedeutet nicht, auf dem Sofa zu sitzen. Es bedeutet, da raus zu gehen, ab und an, und dann tut man sich hier- und da mal weh. Doch dann steht man wieder auf und ist stärker als zuvor. Noch acht Wochen bis zum Hamburg Marathon, 42 harte Kilometer, schneller als heute, das wird hart, natürlich. Doch der heutige Tag hat mich ebenfalls ein Stück weit härter gemacht. Und wenn er kommt, der Mann mit dem Hammer, werde auch ich knallhart sein und den Schmerz besiegen, ihm die Stirn bieten, und ich freue mich darauf. Ja, der Schmerz gehört dazu. Sich dem zu stellen, ist Menschsein, und es macht uns stärker.

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