Eingeschlossen im eigenen Körper
Adrian Owen ist einer der führenden Wachkoma-Forscher weltweit. In seinem Buch ‘Zwischenwelten: Ein Neurowissenschaftler erforscht die Grauzone zwischen Leben und Tod’ geht er der Frage nach, inwieweit Komapatienten bei Bewusstsein sind.
Schmetterling und Taucherglocke
Im Film Schmetterling und Taucherglocke geht es um einen Mann, der außer seinem Augenlid nichts mehr bewegen kann. Er leidet am sogenannten Locked-In-Syndrom, ist also eingeschlossen im eigenen Körper. Dennoch ist er bei vollem Bewusstsein, denn – er diktiert ausschließlich durch Augenzwinkern den Text für ein Buch über sein Schicksal und sein Leben! Der Mann heißt Jean Dominique Bauby, ist Chefredakteur einer französischen Zeitung und die ganze Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit. Hier setzt die Arbeit eines Neurowissenschaftlers namens Adrian Owen an. Das Schicksal einer Freundin, die in der Folge einer Hirnblutung ins Wachkoma fällt, lässt ihn nicht mehr los. Er möchte wissen: Ist es möglich, dass sie bei Bewusstsein ist? Im Hinblick auf den oben genannten Fall von Jean Dominique Bauby war Adran Owen überzeugt: Wenn es Menschen gebe, die nur noch mit einem Auge blinzeln können und nachweislich bei vollem Bewusstsein seien, so müsse es auch Menschen geben, die die bei vollständiger Bewegungsunfähigkeit (die also nicht einmal mehr mit dem Auge blinzeln können) gleichermaßen bei Bewusstsein seine wie eben Herr Bauby. Das sei ganz einfach logisch.
Wie mit einem vollständig gelähmten Menschen kommunizieren?
Also machte er sich auf die Suche nach einem Weg, mit Wachkomapatienten zu kommunizieren, und fand einen Weg. Zunächst stellte er fest, dass Komapatienten auf das Zeigen von Bildern aus beispielsweise der Familie eine Aktivität im Gehirn auslöste. Da drin passierte also etwas. Doch, so fragte er sich, waren diese Menschen tatsächlich bei Bewusstsein? Auf der Suche nach einem Weg, mit vollständig gelähmten Menschen zu kommunizieren, kam er auf eine ebenso unkonventionelle sowie gleichermaßen erstaunliche Lösung. Seine erste Patientin wurde aufgefordert, sich selbst beim Tennisspielen vorzustellen. In der Folge reagierte sie mit einer stärkeren Durchblutung ihrer Stirnregion, wie es beim Zuschauen oder Betreiben dieses Sports üblich ist. Die Patientin, so wußte er nun, reagierte auf seine Aufforderung. Das heißt, sie war, jedenfalls nach der Meinung von Owen, bei vollem Bewusstsein. Auf die Aufforderung nämlich, sich wieder zu entspannen, war die Stirnregion prompt weniger durchblutet. Obwohl viele Kollegen an seinem Ansatz zweifeln, ist Owen davon überzeugt, dass ein gutes Fünftel alles Komapatienten bei vollem Bewusstsein sind.
Zwischen Leben und Tod
Das ist um so schockierender, wenn man zu Grunde legt, dass es durchaus nicht unüblich ist, dass Patienten gar Jahrzehnte im Koma liegen und möglicherweise völlig wach sind, in einer Art Grauzone schweben wenn man so will, weder lebendig noch Tod. Damit stellt er die Wissenschaft gehörig auf den Kopf. Denn bislang behandelte man Komapatienten stets gleich, indem man bei allen Patienten davon ausging, dass im Gehirn quasi nichts mehr geschah, also das Bewusstsein erloschen sei. Owens großes Ziel ist es nun, die Lebensqualität dieser Patienten zu verbessern, indem diese sich äußern könnten, über Schmerzen zum Beispiel, oder Musik.
Hat dir der Artikel gefallen? Dann würde ich mich sehr über deinen Kommentar freuen!
In der Rubrik Gesellschaft findest du gewiss viele weitere Artikel, die dich interessieren! Anbei möchte ich dir die Amazon-Links von den in diesem Artikel erwähnten Büchern (bzw. DVD’s) sowie weiteren mit dem Thema relevanten Werke nennen. Beim Kauf ändert sich der Preis für dich nicht. Jedoch erhalte ich eine Provision von Amazon, quasi mein Lohn für diese Zeilen. Dein Kauf über meinen Link bedeutet also Wertschätzung für meine Arbeit, für die ich dir sehr dankbar wäre! Ich übernehme keinerlei Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit dieses Artikel!