Valencia – die Stadt der Wissenschaften
Wenn man so durch Valencia spaziert, ahnt man kaum, dass sich in dieser Stadt eines der außergewöhnlichsten Architekturensembles – ja, so muss man es nennen – des Landes oder gar Europa befindet. Der berühmte Architekt Santiago Calatrava platzierte hier stolze sieben Gebäude, die so ungewöhnlich wie außergewöhnlich sind, dass man fast meinen könnte, man befände sich auf einem anderen Planeten.
Man hasst es oder man liebt es
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Viele Architekten glauben aber zu wissen, was ein guter Stil ist und was nicht. Und im Architektenmetier ist es besonders bei uns Deutschen geläufig, bestimmte Architekten nicht zu mögen. Vor allem jenen bekommen Ablehnung zu spüren, die nicht der mit unserer Moderne der 20er Jahre konform sind. Daniel Libeskind, Zaha Hadid, Frank O Gehry, und letztlich auch so einer wie Santiago Calatrava, da knirscht so mancher Architekt hierzulande gerne mit den Zähnen. Das ist insofern diskutabel, weil die aufgezählten Personen zu den berühmtesten Architekten der Welt gehören. Ich habe manchmal den Eindruck, dass deutsche Architekten per se alles ablehnen, was nicht quadratisch bzw. nicht quadratisch ist. Wie auch immer, das ist ein anderes Thema. Thema ist die Stadt der Wissenschaften von Santiago Calatrava in Valencia, und die ist alles andere als quadratisch.
Calatrava verstehen
Um Santiago Calatrava zu verstehen, muss man für einen Moment seine Kenntnisse, seine Erfahrungen ausblenden und sich frei machen von Konventionen und vor allem dem Verständnis, was ein Gebäude ist bzw. wie es sich darzustellen hat. Und das ist bei Calatrava nicht möglich, ohne einen Blick auf seine Person und Werdegang zu werfen. 1951 in Valencia geboren, entscheidet er sich als junger man gegen eine Künstler- und für eine Architekturkarriere. Anders als viele Kollegen aber wird er zusätzlich noch Bauingenieur. Eines der wesentlichen Merkmale beim Blick auf seine Architektur ist auf den ersten Blick die Einsicht, dass sich die Gesamtkomposition häufig aus sich wiederholenden, sehr filigran anmutenden Bauteilen gründet. Ich glaube, man kann sagen, dass seine Ingenieurkenntnisse seine Entwürfe einer technischen Struktur unterziehen und eine Basis für seine Gebäude bilden.
Soweit so gut. Seine Gebäude beinhalten aber noch eine zweite Facette, eine gewissermaßen organische bzw. futuristische. Stets sind seine Bauten spektakulär und erscheinen wie hier in Valencia wie Skulpturen. Besonders stark kommt das bei der Oper zur Geltung. Seine Gebäude wirken oft wie Skelette, wie Flügel von Vögeln, und das ist keinesfalls ein falscher Eindruck. In der Tat stehen Naturformen oft ganz am Anfang seiner Entwürfe. Der finale Strich ist davon abstrahiert. Das schafft natürlich Wiedererkennungswert, wie bei vielen anderen großen Architekten auch. Natürlich bietet das Angriffsfläche für Kritiker, die die Funktion seiner Gebäudes nicht auf den ersten Blick erkennen können. Calatrava kann es egal sein, denn die Menschen lieben ihn, weil er ihnen verdeutlicht, was Architektur in der Lage ist zu leisten. Was wurde von der Architektenschaft über o Gehrys Bilbaomuseum gescholten, oder die Oper von Sydney damals. Diese Gebäude sind heute Markenzeichen eines Landes oder einer Stadt. Warum sollte man der Architektur das verbieten, auch einmal wie ein Label, wie ein Stempel zu wirken? Genau das vermisse ich schmerzlich bei so vielen deutschen Architekten. Sie berufen sich so stark auf die eigene Architekturmoderne, dass Sie nicht mehr in der Lage sind, auch mal einen spektakulären Wurf zu landen. Zum Glück lehren uns Schweizer Architekten mit der Elbphilharmonie, dass Architektur nicht immer aussehen muss wie eine Schuhschachtel.
Weitere Markenzeichen
Weitere Markenzeichen Calatravas ist die Farbe Weiß sowie Wasser und Glas. Wasser spiegelt seine Gebäude, wie hier in Valencia, und kontrastieren seiner Gebäude noch einmal zusätzlich, in dem sie ihnen eine zusätzliche, dreidimensionale Dimension verleihen. Das ist ein Stilmittel, auf das viele große Architekten wie Tadao Ando oder auch Mies van der Rohe immer wieder zurückgriffen.
Die Stadt der Wissenschaften und weitere Werke des Architekten
Die Stadt der Wissenschaften besteht aus sieben Gebäuden, darunter ein Kino, ein Museum, eine Grünanlage, ein Aquarium, einer Oper einer Brücke und einem Veranstaltungsplatz. Der Komplex ist unbestritten Wahrzeichen der Stadt. Nicht nur hier, sondern überall in der Welt erregen seine Entwürfe Aufsehen, und das im positiven Sinne.
In Toronto, Milwaukee oder auch in New York verlieh er den Städten seine Handschrift. Bei letzterem Gebäude am Ground Zero scheint es, als inspirierte ihn einen aus der Hand fliegen gelassener Vogel. Man muss durchaus mutig sein, um solche Entwürfe durchzusetzen. Das gilt auch für seinen Kollegen Daniel Libeskind, der den Masterplan des Ground Zero gestaltete. Ebenso umstritten, ebenso gehasst und geliebt, gehört er zu den bekanntesten Architekten der Welt.
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