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Unterwegs im Norden Mallorcas

Wenn das Budget und die Zeit gleichermaßen knapp sind, du aber trotzdem einfach mal raus musst aus den vier Wänden und der Großstadt, dann gibt Mallorca nach wie vor ein perfektes Urlaubsziel ab. Aber Moment, ist Mallorca denn nicht das Land der weißen Tennissocken geworden, eine Destination bierbäuchiger Gummiluftmatratzen-Typen? Das mag sein, jedoch teilt eine imaginäre Grenze die Insel in einen den Touristenmassen angepassten Süden und einen traumhaft idyllischen Norden.

Nichts wie weg und ab in den Norden
Der Flug nach Mallorca war nicht teuer, ist er eigentlich auch nie. Angekommen in Palma, geht es schnurstracks zum Mietwagenverleih. Schlappe 180 Euro kostet der Wagen für satte zwei Wochen. Während sich die Masse der Ankömmlinge mit ihren bunten Köfferchen mit großen Bussen in ihre Hotelburgen im Süden fahren lassen, zieht es uns schnurstracks in die andere Richtung, nach Norden nämlich, in die Berge. Pauschalurlaub, Hotel, Halbpension – nicht für uns, never! Individuell reisen, individuell essen, individuell leben möchten wir hier. Vor allem aber suchen wir die Ruhe, die wir so dringend brachen nach Wochen harter Arbeit im Büro. Deswegen genießen wir auch den Fahrtwind so sehr, welcher die sengende Hitze der spanischen Sonne für uns etwas abmildert, und fahren in unserem kleinen Flitzer den Bergen entgegen, die mystisch aufragen auf diesem Paradies, das Mallorca schließlich ist. Ja, immer noch ist, man muss nur wissen wo.

Karte: Sehenswerte Orte im Norden der Insel

Fornalutx
Kurz vor Soller muss man sich entscheiden, die Berge durch einen Tunnel zu unterfahren oder auf Serpentinen zu erklimmen. Ich, Steuermann, entscheide mich für die Serpentinen, schließlich bin ich Romantiker. Hoch hinauf geht es und anschließend wieder hinunter, und da fahren wir auch schon hinein in die wunderschöne Stadt Soller. Zunächst lassen wir auch dieses hinter uns, um uns ostwärts erneut steil die Berge hochzuschrauben. Und dann sind wir an unserem Ziel angelangt, in Fornalutx. Das Bergdorf mit weniger als 1000 Einwohnern wurde des Öfteren als schönstes spanisches Dörfchen prämiert (eigentlich halte ich überhaupt nichts von solchen Superlativen, aber ich erwähne es der Vollständigkeit halber. In jedem Fall ist Fornalutx wirklich nett!). Inmitten der Serra de Tramuntana liegt es wunderschön da mit Blick auf die höchsten Berge der Insel und thront stolz über der Stadt Soller. In kleinen Gässchen winden sich Treppen auf und ab entlang von Blumen geschmückter Fassaden, die die Bewohner so gerne herausputzen. Das Zentrum beherbergt die Kirche Navidad de Nostra Señora und um den Ort herum sorgen unzählige Zitronen und Orangenbäume für wunderschöne Farben und einen Duft, für den die Menschen den Norden so lieben. Prinzipiell ein teures Pflaster, ist Fornalutx eher das Ziel von Tagesausflüglern, die pünktlich um fünf wieder verschwinden und aufgrund einer Handvoll sündhaft teurer Hotels nicht auf die Idee kommen, hier zu verweilen. Aus genau diesem Grund bleiben wir genau hier. Nicht, dass unser Portmonee das hergeben würde, nein.

Fornalutx, Mallorca
Blick von unserer Dachterrasse in die Umgebung. Bild: MaSan (Martin Seibel)
Fornalutx, Mallorca
Die Bewohner von Fornalutx lieben es, die kleinen Gässchen zu schmücken. Bild: MaSan (Martin Seibel)

Wir haben ein sechsstöckiges Haus einer Spanierin über airbnb (ich weiß, dass das politisch nicht korrekt ist, mache es aber trotzdem) gemietet, die den Sommer in Amerika verbringt und sich ein paar Euro in ihrer Abwesenheit dazu verdienen möchte. Für weniger als 100 Euro pro Nacht wohnen wir zwei Wochen mitten in Fornalutx in einem wunderschönen Haus mit drei Balkonen und einer Dachterrasse nur für uns. Direkt gegenüber befindet sich eine Bar, die für unseren Café con Leche Bedarf sorgt. Den Tipp haben wir von Carmen, der Besitzerin des Hauses. Hier lassen sich fast nur Einheimische blicken (Nicht, dass ich etwas gegen Touristen hätte, ich bin ja selbst einer. Aber wenn Einheimische einen bestimmten Ort frequentieren, gibt es dafür meistens einen guten Grund) und die Preise sind erstaunlich günstig für das als teuer geltende Pflaster. In der Bäckerei um die Ecke, es gibt nur eine, kaufen wir uns zum Frühstück leckere landestypische Enpanadas, mit Fleisch oder Gemüse gefüllte Teigtaschen, und meine absoluten Favourites, Ensaimadas (sehen aus wie bei uns eine Nussschnecke, nur mit Puderzucker obendrauf. Warum habe ich eigentlich kein Foto davon gemacht?). Ich setze noch einen drauf und verdrücke einen mit Pudding gefüllten Ensaimada (Die Königsdisziplin am Morgen). Die Straße den Ort hinauf, wenn man die den Großteil der Bars und Restaurants passiert und einfach ein paar Meter weitergeht, gelangt man erneut zu zwei von eher Spaniern bevölkerten Restaurants. Hier kann man preisgünstig und gut essen und kommt in den Genuss einer Paella für weit unter 20 Euro für zwei Personen. Auch diesen Tipp verdanken wir Carmen. Für unser Überleben ist also erst einmal gesorgt. Ansonsten wird unsere Dachterrasse zu unserem place to be. In einem Supermarkt in Soller decken wir uns für die Woche mit dem Notwendigsten ein. Das Notwendigste, das sind Queso Manchego, ein paar Scheibchen Chorizo, selbstverständlich Serranoschinken, jede Menge Oliven und ein paar Flaschen Tempranillo. So blicken wir des Abends in die Berge, während die Sonne die bunten Farben der Landschaft langsam verschwinden lässt, und fühlen uns fast wie alte Finca-Besitzer.

Fornalutx, Mallorca
Die Umgebung von Fornalutx ist geprägt von unzähligen Zitronen- und Orangenbäumen. Bild: MaSan (Martin Seibel)

Fornalutx ist übrigens ein hervorragender Ausgangspunkt für Wanderungen in die Umgebung. Jetzt im Juli ist daran allerdings nicht zu denken. Es ist einfach zu heiß auf der Insel, und wir sind eher auf der Suche nach ein wenig Abkühlung.

Soller
Unten im Tal liegt das viel gepriesene Soller wunderhübsch da vor dem satten Blau des Mittelmeers. In Soller kann man stundenlang bummeln, kleine hübsche Schaufenster bestaunen und sich im kleinstädtischen Gewusel an einem Plastiktisch ein paar Tapas gönnen und einer Gruppe älteren spanischen Herren zuhören, die über die Welt philosophieren. Am Wochenende findet hier ein toller Markt statt und die engen Gassen werden von unzähligen kleinen Ständen beherbergt. Eine hervorragende Möglichkeit zum Einkaufen spanischer Textilien zum Beispiel, die es hier überall zu kaufen gibt. Wir finden eine tolle, von Hand bedruckte Tischdecke, gekauft! Im hübschen Museum für zeitgenössische Kunst verbringen wir an einem Tag die Zeit der starken Mittagshitze und essen im Anschluss ein Stück Coca, eine mallorquinische Pizza. Que aproveche, guten Appetit.

Blick auf Soller
Blick über Soller. Bild: MaSan (Martin Seibel)
Strand von Soller
Strand von Soller

Im Tal von Soller stehen fast 100.000 Orangenbäume, so sagt man. Die berühmten Orangen dieser Bäume schmecken süßer und leckerer als alle anderen Orangen auf der Welt, ungelogen! Die Ernte und der Export lohnt sich aber nicht mehr, so dass man in den Genuss einer echten Orange nur hier kommt und das Geschmackselebnis wohl sehr lange nicht vergessen wird, garantiert!

Ein paar Kilometer weiter befindet sich Port de Soller mit einer Hafenpromenade und einem schicken, halbmondförmigen Strand. Zugegeben, dieser Streifen Sand hier ist nicht das, was man sich von einem Traumstrand erträumt. Dennoch hat Port de Soller seinen Reiz und ist allemal gut genug für eine kleine Erfrischung am Ende eines heißen Tages. Auf der hübschen Strandpromenade reiht sich ein Restaurant neben das andere und obwohl man vielleicht zuerst geneigt ist, einen solchen Touristenhotspot zu meiden, hat es doch etwas Wunderschönes, an einem Plastiktisch Platz zu nehmen und bei einem Bierchen den Sonnenuntergang hinter den im Hafen liegenden Segelschiffen zu bewundern. Toll!

Deià und Valdemossa
Obwohl prinzipiell nicht weit entfernt, braucht es eine Weile, um bergauf und ab über Serpentinen ins berühmte Deià zu fahren, das herrlich über dem Meer thront wie ein verwunschener Märchenort. Kein Wunder, dass es zahlreiche Schriftsteller und Künstler hierher verschlagen hat und warum Deià der berühmteste Ort hier in der Gegend ist. Den Sonnenuntergang hier zu erleben, gilt als etwas ganz Besonderes. Es ist ein Genuss, die Serpentinen entlang zu fahren, den Arm in den Fahrtwind hinaus zu halten und auf dem Weg auf den Landstraßen den Blick ins Grüne schweifen zu lassen. Unterwegs von Soller in Richtung Westen gibt es übrigens mehrere kleine Traumbuchten, die man manchmal ganz für sich alleine hat. Am Wegrand parkende Autos sind immer ein Indiz, dass irgendwo bergab ein hübscher Strand wartet. Obwohl, Strand eher nicht. Die Nordküste ist felsig, und breite Sanddünen sucht man eher vergebens. Ein Vorteil sind allerdings die wenigen Menschen, die Ruhe und die natürliche Umgebung, ganz ohne Hotelburgen. Wer also mit seinem Handtuch auf einem großen Stein Vorlieb nehmen kann, der ist hier richtig. Weiter Richtung Westen erreicht man irgendwann das nicht weniger bekannte Valdemossa. Wunderhübsch gelegen und mittelalterlich anmutend, ist es Zielort vieler Tagesausflügler und Touristenbusse. Dennoch lohnt es sich, hier für ein der zwei Stunden vorbei zu schauen, und sei es nur auf einen Cafe con Leche.

Deià
Die Umgebung von Deià ist traumhaft. Bild: MaSan (Martin Seibel)
Deià, Mallorca
Das hübsche Städtchen Valldemossa. Bild: MaSan (Martin Seibel)

Der Nordosten
Während der Nordwesten mit den Märchenstädtchen Deià und Valdemossa auftrumpfen kann, hat auch der Nordosten etwas ganz Eigenes für sich. Allein die Straße von Fornalutx nach Lluc zurückzulegen ist ein echtes Highlight. Auf dem Weg durch das Gebirge passiert man einige kristallklare Gebirgsseen. Dann geht es Richtung Port de Polenca, das man rechts liegen lässt, weiter in Richtung Kap Formentor. Zur Linken wartet dann ein Killer-Strand nach dem anderen auf Entdeckung. Die Cala Bóquer zum Beispiel oder die Cala Figuera, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Strand im Süden der Insel. Nein, Sand gibt es auch hier keinen, doch das karibisch anmutende Wasser sollte für sich sprechen.

Cala Figuera, Mallorca
Hell nein, die Strände hier haben keinen Sand, aber Strände wie hier die Cala Figuera sind nichts desto trotz der Wahnsinn! Bild: MaSan (Martin Seibel)
Cala Figuera, Mallorca
Die Cala Figuera. Bild: MaSan (Martin Seibel)

Wie bitte, schon wieder nach Hause?
Habe ich eigentlich schon gesagt, dass die Zeit immer viel zu schnell vergeht? Leider gilt das auch in Mallorca. Nach zwei Wochen fühlen wir uns wie rund erneuert und sind wieder bereit für die Berliner Schnauze. No proplemo! Das ist das Schöne an Mallorca. Zack, zack, und man ist da und fühlt sich dennoch so weit, weit weg. Es muss nicht immer gleich Thailand sein, und das Portmonee freut sich auch!

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