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Tim Chimoy – Handbuch für ortsunabhängiges Arbeiten. Kündige deinen Job und starte ein Freiheits Business (Buchrezension)

Dem Hamsterrad entfliehen, propagiert jemand, der selbst lange darin gelaufen und diesem letztlich entkommen ist. Die Message – auch du kannst das schaffen!

Grundproblem
„Du findest, dass Büros, stinken? Jupp, geht mir auch so! Du musst keins mehr betreten! Arbeite, wo du willst. Es ist deine Entscheidung!“ Jemandem die Zeit zu schenken, schreibt Tim Chimoy, sei ein kostbares Geschenk, unser wertvollstes Gut. Wir alle würden unseren Arbeitgebern unsere Lebenszeit schenken und einen 5 gegen 2 Deal eingehen, 5 Tage Arbeit und dafür 2 frei. Ein schlechter Deal, ja ein kapitaler Fehler sei das! Wer sich mit seinem Job durchs Leben quäle, solle darauf verzichten. „Die meisten Menschen bevorzugen Unzufriedenheit gegenüber Ungewissheit“, wird Timothy Ferris zittiert. Wir würden uns kaputt arbeiten in Jobs, die wir hassen um uns Dinge zu kaufen, die wir nicht bräuchten. Für viele von uns sei der Job ein Verlies, das uns sinnlos vorkomme und das wir im Tausch für Geld in Kauf nehmen würden. Das sei es nicht wert, schreibt Chimoy und legt noch ein paar Argumente oben drauf. Viele Menschen gingen dem Job aufgrund sozialer Absicherung nach. Doch Jobsicherheit sei schon lange kein Argument mehr. Angst vor Entlassung habe quasi jeder heutzutage, was spreche also gegen die Selbstständigkeit? Klar, die Arbeitslosenversicherung, aber deswegen sein Leben verschenken, wofür denn, und für wen? Es sei grotesk, dass gerade mal 17% aller Bundesbürger etwas Positives im Selbstständigen-Dasein sehen würden. Die Zeiten, in denen man in den Weiten eines Konzerns verschwindet, um zur Rente wieder aufzutauchen, seien lange vorbei. Und überhaupt würden die meisten Unternehmen erst gar nicht daran denken, dem Arbeitnehmer Freiheiten einzuräumen. Stattdessen herrsche immer noch völlig unsinnige Anwesenheitspflicht unter Neonröhren in sterilen Großraumbüros. Wenn dir dein also Job sinnlos vorkommt, du einfach ein Problem mit Autorität hast, du denkst, dass deine Zeit verstreicht oder du dich deiner Freiheit beraubt fühlst, schreibt Chimoy, dann sei es Zeit abzuhauen, einen Cut zu machen. Man solle aus seinem Büro hinaustreten, den Flur entlang zum Chefbüro schauen und sich ernsthaft fragen, ob man dafür arbeite. Ob man so hart jeden Tag arbeite, um dorthin zu kommen, wo der besagte Chef säße. Sollte die Antwort „nein“ lauten, sei es an der Zeit, zu gehen.

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Tim Chimoy propagiert ortsunabhängiges Arbeiten. Bild: Comfreak, pixabay

Tim Chimoy
Genauso ging es auch Tim Chimoy, der das Buch schrieb, um Gleichdenkenden zu helfen, aus der Misere hinaus zu kommen. Chimoy hat als Architekt gearbeitet, doch es stellte sich heraus, dass seine Mühen nicht einmal ansatzweise gewürdigt wurden, und das bei lächerlich geringem Gehalt. Gerne hätte er mehr Zeit mit seiner Schwester verbracht, bevor diese starb, doch das Hamsterrad drehte sich und drehte sich. Doch, das wurde ihm plötzlich klar, die Zeit sei unumkehrbar. Über China, wo er lebte und arbeitete, gelangte er wieder nach Deutschland und arbeitete als Projektmanager, wo er sich zu Tode langweilte und den ganzen Tag versuchte, irgendwie beschäftigt auszusehen. Er ertrug es nicht mehr länger und kündigte seinen Job, um fortan als Freelancer zu arbeiten.

Der Gewinn
Heute gehört Tim Chimoy zu den sogenannten digitalen Nomaden, jene Szene von Unternehmern, die es bevorzugt, ausschließlich ortsunabhängig zu arbeiten und über ihre Arbeitszeit völlig frei zu bestimmen. Dort, wo im Prinzip John Strelecky mit seinem Buch The Big Five of Life“ aufhört, setzt Chimoy nun an. Selbst zu bestimmen, wo und wann man arbeite, sei die Devise. Nach eigenen Regeln zu leben und, ganz wichtig, die Arbeitszeit vom Einkommen abzukoppeln. Man solle zufrieden sein mit dem, was man tue und Herr seiner Zeit werden. Junge Menschen in Deutschland hätten alle Möglichkeiten der Welt, ihren eigenen Weg zu gehen. Dass solle Grund genug sein, sich erst recht ins Zeug zu legen. Allein der Gedanke, etwas zu verändern, so motiviert uns Chimoy, hebe und von der breiten Masse ab. „Aber was nun“, fragt sich der Leser. „Job kündigen? Mag ja sein, aber wie geht es weiter?“ Chimoy zeigt uns Wege, wie es geht.

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Von zu hause arbeiten? Kein Problem! Bild: Moleshko, pixabay

Fragen an den Leser
Nun beginnt Chimoy, den Leser zu involvieren und gestaltet sein Buch als eine Art aktiver Wegweiser. Wie sehe ein idealer Alltag für diesen aus? Möchte man von zu Hause aus arbeiten, öfter mal den Wohnort wechseln, ein halbes Jahr (pro Jahr, versteht sich) im Ausland leben oder mehr Zeit mit der Familie verbringen? Wann sei man das letzte Mal richtig glücklich gewesen, wann habe man sich zuletzt in einer Tätigkeit ganz und gar vertieft, wo seien besondere Fähigkeiten und Interessen, was lese man gerne? Kurz, wo wolle man hin? Der Leser bekommt also die Aufgabe, Brainstorming zu betreiben, in sich zu gehen und zu erörtern, wo die Reise hin gehen soll, unter welchen Umständen man morgens gerne aufwache. Dabei solle man sich völlig frei von Glaubensätzen machen.

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Reisen, wann immer man will, kein Problem als digitaler Nomade. Bild: milivanily, pixabay

Was heißt das konkret?
Es gelte nun, seinen Hintergrund und Kenntnisse zu benutzen und seinen Job um sein Leben herum zu bauen, nicht umgekehrt. Dabei werden die ganz großen zitiert, Konfuzius zum Beispiel: „Finde einen Job, den du liebst, und du wirst niemals in deinem Leben arbeiten müssen.“ Welche Art Business könne man mit seiner bisherigen Laufbahn angehen? Wie könne man die eigenen Leidenschaften einbringen? Wer würde durch meine Arbeit profitieren? Chimoy stellt viele solche Fragen an den Leser und motiviert zeitgleich. Es gebe immer Wege, auch die verrücktesten Dinge zu tun und nahezu unbegrenzte Möglichkeiten an Tätigkeitsfeldern. Hätte man dies eingegrenzt, sei es wichtig, zunächst einen Plan zu entwickeln, denn Zielstrebigkeit und ein guter Plan führe zum Ziel. Zu viele Baustellen solle man nicht aufreißen und sich lieber auf maximal zwei Projekte konzentrieren. Das „Tun“ sei dabei entscheidend. Wirklich tätig werden also, auch wenn noch nicht alles ganz ausgereift sei. Perfektionismus sei sogar oft hinderlich, und ewig an einer Website zu basteln am Anfang auch nicht nötig. Denn, eine Website sei noch kein Business. Ein klarer Fokus auf das Ziel sei die Devise und das am besten, während man noch ein geregeltes Einkommen habe. Hätte man dieses dann erreicht, wofür durchaus ein- bis zwei Jahre verstreichen könnten, sei es an der Zeit, den „verhassten“ Job endlich zu kündigen.

Das eigene Leben in die Hand nehmen
Habe man die Entscheidung für sich getroffen, sein eigenes Leben in die Hand zu nehmen, hieße es, „nicht aufzugeben“. Eine TODO-Liste für den Tag könne helfen, ebenso ein Jahresplan, um gesetzte Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Alles beginne dann mit einer Produktidee. Man brauche ein Produkt, egal wie. Und, damit räumt Chimoy auf und sendet eine Botschaft an alle Blogger (verdammt, damit bin auch ich gemeint). Ein Blog sein kein Produkt. Habe man aber eine Produktidee, seien die Möglichkeiten nahezu unbegrenzt. Man könne heute in China als Kleinunternehmer produzieren lassen, selbst Freelancer in Indien einstellen und per Crowdfunding an Kapital kommen. Wer wenig Geld habe, könne mit einem Lean-Startup beginnen, bei dem man für relativ wenig Geld sehr schnell ein Produkt auf den Markt bringen könne. Man müsse nichts Neues erfinden, im Gegenteil – auch ein fremdes Produkt unter eigenem Label zu vertreiben sei heute durchaus normal. Es gebe zahlreiche Geschäftsmodelle, mit seinem beruflichen Hintergrund tätig zu werden bzw. diesen andersartig einzusetzen. Zum Beispiel im Dienstleistungsbereich, als Programmierer, Webdesigner, virtueller Assistent oder Texter. All diese Jobs könne man ortsunabhängig betreiben.

Ein Grundeinkommen schaffen
Die ersten Schritte könne man noch während der Festanstellung unternehmen. Dabei sei es wichtig, so wenig Energie wie möglich in den gegenwärtigen Job zu stecken und möglichst viel in das eigene, zukünftige Unternehmen. Überstunden sollte man dem Arbeitgeber keine mehr schenken, keine Lebenszeit mehr! Das umzusetzen, was einen weiterbringe, das sei das Entscheidende, und nur das! Habe man für sich schließlich beschlossen, dem Job zu entfliehen, gebe es kein zurück mehr. Habe man ein Produkt jedweder Art, solle man sich trauen. Tun, sei angesagt, machen! Die Weichen sollten nun gestellt werden. Sparsam zu leben und Geld anzusparen sei in dieser Phase sehr wichtig. 5.000 würden ausreichen, um loszulegen. Wenn das Vorhaben dann mehr und mehr Form annehme, können man bereits geistig kündigen und schließlich das Kündigungsschreiben an den Kühlschrank hängen, bis man die Sache letztendlich wirklich durchziehe. Von einer vorschnellen Kündigung allerdings rät Chimoy ab. Teilzeit sei eine Möglichkeit, mit einem Grundeinkommen möglichst viel Freiheit für das eigene Leben und Business zu gewinnen, quasi als erster Step. Eine Buchveröffentlichung auf Amazon könne ebenfalls helfen, Geld rein zu kriegen. Aber auch Affiliate Marketing in Blogs in Verbindung mit gezielter Werbung auf sozialen Netzwerken sei eine Möglichkeit. Erst, wenn man gut vorbereitet sei, wäre es an der Zeit, dem Hamsterrad auf nimmer Wiedersehen den Rücken zu kehren. Einnahmen sollten dann schnell generiert werden. Doch auch wenn es schwierige Phasen gebe, Durchhalten sei die Devise und gezieltes Handeln, dann ständen alle Türen offen.

Der Mythos des digitalen Nomaden
Tim Chimoy räumt an dieser Stelle mit dem Mythos des digitalen Nomaden auf. Ständig auf reisen zu sein und mit dem Laptop unter einer Kokosnusspalme seinen Lebensunterhalt zu verdienen, das gelinge nur sehr wenigen. Im Gegenteil, ein hohes Maß an Eigenverantwortung und harte Arbeit sei vonnöten, und das funktioniere seiner Meinung nach eben nicht on the road. Schließlich ginge es letztlich um ein selbstbestimmtes Arbeiten und nicht um permanentes Reisen. Ortsunabhängigkeit sei kein Selbstzweck.

Was mich an Tim Chimoys Buch berührt hat!
Tim Chimoy ist nicht alleine mit seiner Message, die er und viele andere digitale Nomaden propagieren. Sitze nicht einfach unter Neonlicht in langweiligen Büros deine Lebenszeit ab, hau da ab! Es ist bewiesen, dass der Durchschnitts-Angestellte bis zu drei Stunden am Tag nicht arbeitet, darüber habe ich hier in meinem Blog die Kurzgeschichte Gedanken am Schreibtisch geschrieben, die auf einem Artikel der Süddeutschen Zeitung beruht. Was sagt uns das? Es sagt uns, dass die Generation von Firmenschefs, de gerade das Sagen hat, falsch liegt. Die Chefs von heute in ihren Mitfünfzigern sind noch zu sehr geprägt von Autoritätsdenken, überzeugt von ihrem Denken, dass wer lange bleibt und hart arbeitet, auch etwas taugt. Dass das völlig falsch ist, und zwar vollkommen, beweisen uns zum Beispiel führende Unternehmer wie Dr. Günter Faltin, die beweisen, dass Erfolg nichts, aber auch gar nichts mit langer Arbeitszeit zu tun hat. Lange zu arbeiten, seine Zeit abzusitzen hat nichts mit Effektivität zu tun. Junge Menschen von heute wollen keine 80 Stunden Woche, sondern eine Work Life Balance. Unternehmen, die das nicht kapieren, werden verlieren, früher oder später. Jetzige Betriebsführung wird in naher Zukunft einen Rang in der Geschichte einnehmen, eine pseudo-autoritäre Zeit gewesen zu sein, und traurigerweise eine Phase der verschwendeten Lebenszeit Abermillionen von Menschen, die so gerne frei gewesen wären. Die Zeit wird kommen, und die sehne ich herbei, wenn die besagten jetzigen Chefs endlich verschwunden sind. Ich werde keinen von Ihnen vermissen!

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Ma San[/Avatar]

2 Kommentare

    • MaSan

      Hallo Frida,

      das freut mich sehr! Ich lese momentan alles, was ich zu dem Thema in die Finger kriegen kann! Es ist schön zu wissen, dass es Leute da draußen gibt, die es geschafft habem, ortsunabhängig zu leben. Für mich ist das ein Ansporn und ich bin auf dem Weg dorthin. Ich hoffe, es klappt (-:

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