Quer durch Nicaragua – die Umgebung von Granada
Die Umgebung von Granada kann mit einer hübschen kleinen Gruppe Inselchen, den Isletas, und dem majestätischen Vulkan Mombacho aufwarten.
Las Isletas
Die viel beworbenen Isletas, eine sich vor Granada in den Lago de Nicaragua erstreckende Gruppe kleiner Inseln, sind für mich leider eine Enttäuschung. Das liegt nicht etwa an der fantastischen Landschaft und dem Blick, den man vom riesigen See auf diese tolle Stadt Granada hat, mit dem dahinter majestätisch aufragenden Vulkan Mombacho im Hintergrund, der Postkarten zieren könnte. Nein, es liegt lediglich an den Touranbietern, die eine solche Kulisse falsch bespielen, indem sie Ausflüge dorthin aus irgendwelchen Gründen als Partyausflüge verstehen und auch so gestalten.
Backpacker, ein seltsames Volk!
In Bezug auf de Isletas komme ich nicht drum herum, an dieser Stelle ein paar durchaus herablassende Worte über jene Zeitgenossen zu verlieren, zu denen ich ironischerweise selbst gehöre. Als Individualreisender muss man sich manchmal notgedrungen dazu durchringen, an solchen Touren teilzunehmen, obwohl bei solchen Anlässen bei mir alle Alarmglocken laut aufschrillen und ich es nur dann mache, wenn es wirklich keine andere Möglichkeit gibt. Bei einem Ausflug zu den Isletas nun kann es gut passieren, dass man sich wie ich unter vielen jungen Backpackern in einem Boot wiederfindet. In meinem Fall eine Gruppe Mittzwanziger, die sich gegenseitig ihre Lebensgeschichten im Blitztempo erzählen, wer hat dies und das gemacht, wer hat mehr gesehen, bla bla bla. Das alles in einer Lautstärke, dass jedes Tier schon längst das Weite gesucht hat.
Kaum einer schaut mal in die wunderschöne Umgebung da draußen. „Was ist mit euch los Leute“, frage ich mich insgeheim. Dann halten wir an einer der vielen Inseln, die zum Programm gehört und auf der man animiert werden soll, zu penetranter Musik, die unnötigerweise das Geräusch der Wellen übertönt, doch bitte ein paar Córdoba dazulassen. Letztlich werden sogar noch Affen, die man auf einer kleinen Insel ausgesetzt hat, auf billige Art und Weise auf das Boot gelockt. Ich finde es eine Schande, dass junge Backpacker vom diesem jämmerlichen Schauspiel auch noch Selfies machen. Was würde Jack Kerouac über diese Leute denken? Wenn also die Isletas, dann sollte man irgendwie versuchen, sich diese in einer kleinen Gruppe oder sogar alleine anzusehen.
Mombacho
Der alles dominierende Vulkan Mombacho bringt mich auf die Idee, diesen zu besteigen. Großen Spaß macht es, sich mit dem lokalen Bus den Weg dorthin zu erfragen, immer wieder ein kleines Abenteuer für sich. Mit ein wenig Spanisch wird man dies problemlos schaffen. Ich erzähle dem Fahrer, wo ich hin will, und eine halbe Stunde später winkt er mir zu, um mich kurz darauf an einer Straßenkreuzung raus zu lassen. Dort nehme ich ein Tuk Tuk, das mich zum Besucherzentrum des Berges, ähm, Vulkan bringt. Nach der Devise, dass man Berge nur besteigen soll, wenn man selbst dazu in der Lage ist, entscheide ich mich für den Fußweg statt für das Elektroauto, das in regelmäßigen Abständen nach oben fährt. Ein Fehler! Fast vier Stunden brauche ich auf der asphaltierten, sehr steilen Straße, die nach oben zum Krater führt, und unterwegs gibt es nur wenige Ausblicke, die eigentlich nicht lohnen. Die Malocherei war also nicht der Mühe wert. „No vale la pena“, würde der Nicaraguaner sagen.
Unterwegs abseits der Touristenpfade – mit dem Lonely Planet Reiseführer Zentralamerika für wenig Geld (Lonely Planet Reiseführer Deutsch)
Oben angekommen, nehme ich mir einen „Gyde“. Nicht weil ich diesen bräuchte, aber weil man sich ohne diesen hier oben nicht frei bewegen darf. Außerdem freue ich mich, hier ein paar Córdoba zu lassen. Das Geld geht schließlich in den Schutz dieses Vulkans, der Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten ist. Über zwei Stunden werde ich um zwei Krater herumgeführt und lerne so einiges über das Leben hier oben. Im Gegensatz zum Vulkan Masaya, der zur Zeit meines Aufenthaltes aufgrund seismischer Aktivität gesperrt ist, rührt sich hier nicht mehr viel und alte pompöse Krater sind längst mit dichtem Dschungel überwachsen. Alles in allem kehre ich schon sichtlich erschöpft nach insgesamt sechs Stunden nach Granada zurück und werfe mich, hungrig wie ein Löwe, in ein für Quesillas bekanntes Restaurant. Während ich auf das Essen warte und mitbekomme, wie sich das Personal doch ziemlich über den übelriechenden „Chile“ (Ausländer) auslässt (ich komme völlig erschöpft und verschwitzt an), beschließe ich, das Vulkane nicht so mein Ding sind.
Weitere Artikel über Nicaragua:
Quer durch Nicaragua – von Managua nach Granada
Quer durch Nicaragua – Granada
Quer durch Nicaragua – mit dem Bus von Granada nach San Carlos