China Talk – ein Gespräch mit Gao Shusan von WKUP URBAN CYCLING
Ein Gespräch mit dem Fahrraddesigner Gao Shusan aus Shanghai, Mitbegründer von WKUP URBAN CYCLING, auf der Berliner Fahrradschau.
Es gibt Dinge, die gibt’s nicht!
Neulich schleppten mich Freunde mit auf die Berlin Bicycle Week, der weltgrößten Fahrrad-Lifestyle Messe. Wie auf einem Musikfestival liefen dort hippe junge Leute durch die Hallen der STATION Berlin am Gleisdreieck-Park, um sich unter anderem rund um die Themen Ambition, Urban Lifestyle und Handmade inspirieren zu lassen. Vom Mountainbike über E-Bikes und trendigen Kinderfahrrädern bis hin zum minimalistischen „Fixie“ gab es hier einfach alles. Als wir gerade ein besonders schönes Fahrrad betrachteten, staunte ich nicht schlecht, als mich ein Chinese von der Seite mit Namen ansprach. Es war Gao Shusan, ein ehemaliger Kollege von mir aus Shanghai, mit dem ich zusammen in einem Architekturbüro in Shanghai gearbeitet habe. Der Zufall wollte es zudem, dass dieser junge Mann genau dieses Fahrrad designt hat, vor dem wir gerade standen. Gao ist derzeit nicht mehr als Architekt tätig, sondern geht als Mitbegründer des jungen Startups WKUP Urban Cycling aus Shanghai der Herausforderung nach, außergewöhnlich minimalistische und gleichzeitig alltagstaugliche Fahrräder zu bauen. Mit Gao sprach ich einen Tag danach über das Fahrradfahren und über die Vision, seine Landsleute wieder zurück auf die Pedale zu holen.
Hallo Gao, würdest du mir etwas über euer Startup erzählen, wann es gegründet wurde und wer ihr seid?
Natürlich. Unsere Firma heißt WKUP Urban Cycling und wurde letztes Jahr, im April 2015 gegründet. Mit unserer Arbeit adressieren wir insbesondere Großstädter bei uns in China und deren Bedürfnisse fürs Fahrradfahren. WKUP wurde von fünf Freunden mit völlig unterschiedlichen Hintergründen ins Leben gerufen. Das sind zum einen ein ehemaliger Kommilitone der Tongji Universität sowie ein sehr talentierter Grafikdesigner aus der renommierten Werbeagentur W+K. Ein weiterer Mitstreiter bringt mehr als 20 Jahre Erfahrung als Manager im Fahrradbusiness mit und leitet den kompletten Produktionsprozess. Und dann ist da Carl, einer der fünf Mitbegründer der Factory Five und einer der ersten Jungs überhaupt in Shanghai mit Fixed Gear Bikes. Carl ist unser Sales Manager und zudem Technologieexperte, jemand mit Erfahrung rund um den Fahrradbau. Carl und ich kamen hier nach Berlin zur Fahrradschau-Messe. Wir verkaufen hauptsächlich online, via Taobao, was du sicherlich noch aus China kennst. Aber wir beliefern mittlerweile auch fünf bis sechs Händler in Shanghai.
Gestern sind meine Freunde und ich an eurem Stand vorbeigelaufen und direkt stehen geblieben. Wir alle mochten eure Räder sofort. Du weißt, ich bin, wie du, Architekt. Ich glaube, dass ich eure Räder deswegen so mochte, weil da etwas drin steckt, was mich an gute Architektur erinnert. Welche Verbindung gibt es zwischen deinem Hintergrund als Architekt und deiner neuen Rolle als Fahrraddesigner?
Ja, da hast du absolut recht. Beim Designen eines Rads geht es total um Linien und Winkel. Ja, den richtigen Winkel zu finden, die richtige Linie, ein Gefühl zu entwickeln für den menschlichen Maßstab, um dann letztlich ein sauberes, klares Erscheinungsbild zu schaffen, darum geht’s. Darin sind sich der Prozess, Architektur zu entwickeln und der Prozess des Entwurfs eines Fahrrads sehr ähnlich. Kabel werden im Inneren des Rahmens versteckt wie die Leitungen in einem Gebäude. Ich glaube, dass mich meine Mitarbeit bei gmp in Shanghai bei meiner jetzigen Tätigkeit als Fahrraddesigner maßgeblich beeinflusst hat, besonders hinsichtlich dieser Passion fürs Detail, der Ordnung und der Klarheit.
Woher stammen eure Inspirationen?
Der Name WKUP soll in den Menschen ein Gefühl für Luft und Frische erzeugen. In einer Stadt wie Shanghai zu leben bedeutet, jeden Tag mit dieser Schnelligkeit und allgegenwärtigem Druck zurechtzukommen. Ich bin der Überzeugung, dass man diesen verarbeiten muss, in dem man sich regeneriert. Die Shanghaier haben wohl deshalb neuerdings das Laufen für sich entdeckt. Ich denke, auch Fahrradfahren ist eine gute Wahl, und meiner Meinung nach die schönere. Mit dem Fahrrad kommt man schneller voran, parallel über der Straße und damit mitten in der Atmosphäre des Straßenlebens. Man atmet die Umgebung regelrecht ein. Man ist draußen, spürt den Fahrtwind und kann, insofern man möchte, sogar singen. Man verausgabt sich und schwitzt ein bisschen, aber eben auch nicht zu sehr. Es ist diese Frische eines jeden Tags, aus dem sich der Name WKUP ableitet und genau das ist es, was wir wollen. Mit unseren Rädern verfolgen wir sowohl im Hinblick auf Material, den Farben und des Gefühls das Konzept der Frische und Einfachheit.
Was unterscheidet euer Rad von anderen?
Für Chinesen ist das Fahrradfahren etwas sehr Neues und Fahrräder sind natürlich in der Regel nicht so professionell gefertigt wie in Europa, was man sehr gut hier auf der Messe sehen kann. In China haben wir das sogenannte Shanghai Forever Fahrrad. Aus schlechtem Stahl gefertigt, ist es sehr schwer und die Instandsetzung eher schlecht. Wir dagegen wollten eine hohe Qualität liefern – nicht High End – und zu einem soliden Preis anbieten.
Mehr und mehr junge Menschen in China legen immer mehr Wert auf ihre Lebensqualität, und wir waren überzeugt, dass solche Kunden eben diesen Anspruch auch an ihr Fahrrad haben würden. Da der Preis für ein Fahrrad in China zwischen 500 und 600 RMB liegt (umgerechnet etwa 50 Euro), können wir keine High End Qualität anbieten und mussten eine Balance finden zwischen dem Material und dem Fertigungsprozess. Da wir unter allen Umständen ein dauerhaftes Produkt fertigen wollten, wählten wir Aluminium als prägendes Material. Alles an unseren Rädern besteht aus Aluminium. Das hat zudem den Vorteil, dass sich einer der größten Aluminiumfahrrad-Hersteller in der Jiading Area befindet, also nahe Shanghai, so dass wir einen guten Draht zu taiwanesischen und englischen Zulieferern haben, die unseren ganzen Produktionsprozess unterstützen können. So ist unser Produktionsprozess dem vom renommierten Herstellern wie beispielsweise Giant sehr ähnlich, so dass die Qualität hoch ist und der Preis dennoch gut. Des Weiteren ist unser Team sehr klein und die täglichen Kosten deshalb gering. Auch davon profitiert letztlich der Endkunde.
Manchmal denken die Leute aus dem Westen, dass Produkte aus China keine dauerhaften sind. Was denkst du darüber?
Weißt du, China entwickelt sich. Wir müssen selbst designen und selbst produzieren und wissen, dass wir dies gut machen müssen. Das ist unser primäres Ziel. Zu zeigen, dass unser Fahrrad ein chinesisches Produkt mit guter Qualität ist. Wir haben dieses Logo auf unseren Rädern, „Design + Produced in Shanghai.“ Dies ist ein Symbol dafür, dass es ein chinesisches, qualitäts-kontrolliertes Produkt ist. Weißt du, wir alle mögen Produkte aus Deutschland, Marken wie Siemens. Aber wir wollen auch zeigen, dass wir es selbst machen können.
Wann sind eure Räder in Europa auf dem Markt erhältlich?
Da der Onlineverkauf für Europäer aufgrund der Verschiffungs-Kosten zu hohe Kosten verursachen würde, suchen wir derzeit einen Händler vor Ort. Deshalb sind wir hier und suchen das Gespräch zu potentiellen Abnehmern. Ich hoffe natürlich, dass wir das so schnell wie möglich schaffen, aber ganz ehrlich, es wird eine Weile dauern. Das hat aber auch eine positive Seite. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Tests wird unser Produkt in der Zwischenzeit durchlaufen und wenn es letztendlich irgendwann in Deutschland vertrieben wird, werden unsere Fahrräder noch mehr optimiert und dauerhaft sein. Das ist für uns sehr wichtig, denn das allererste Produkt sollte einwandfrei sein.
Sind eure Räder eher für den chinesischen Markt gedacht oder für den Europäischen?
Ich glaube, da gibt es eigentlich nicht sehr viele Unterschiede hinsichtlich den Vorstellungen von einem Fahrrad zwischen dem Westen und Asien. Natürlich sind die Menschen unterschiedlich groß und für Menschen in Deutschland müssen wir einen größeren Rahmen vorsehen, während sie in Asien flacher sein müssen. Übergeordnet aber ist der Charakter des Fahrrads. Schau dir Tokyo Bikes an.
Natürlich ist es ein kleines Fahrrad, weil es japanische Kunden anvisiert, aber viel interessanter ist das übergeordnete Konzept. „Tokyo Slow“ lautet deren Markenzeichen und so reflektiert es den zurückgelehnten Charakter dieser Stadt. Unsere Räder kommen aus Shanghai, einer pulsierenden, schnellen, sich immer noch entwickelnden Stadt. Wir wollen, dass unsere Räder diese Modernität und Geschwindigkeit ausstrahlen. Deshalb sollte es auch nicht so relaxed aussehen wie das Tokyo Bike, und auch nicht so farbenfroh und dünn. Unsere Farben sind einfach gehalten, außerdem fahren wir schneller, weshalb es aufgrund der Aluminiumbauweise leichter ist und deshalb auch sehr modern wirkt. Dennoch wollten wir uns nicht allzu weit vom klassischen Fahrrad entfernen. Ein Fahrrad ist etwas sehr Einfaches, und das sollte man meiner Meinung nach nicht verlieren. Wir versuchen also, den Charakter Shanghais durch unsere Bikes auszudrücken. Auch wenn wir die Qualität und Geometrie an andere Länder anpassen, bleibt dieser Charakter erhalten, und genau den möchten wir zu Menschen in alle Welt transportieren.
Warum eigentlich Fahrräder? Normalerweise machen Architekten ihr eigenes Architekturbüro auf!
Das hängt mit meiner Kindheit zusammen. Ich komme aus Nanjing, der alten Hauptstadt Chinas, wo man sich, genauso wie in Hangzhou, früher gerne mit dem Fahrrad fortbewegte. Überall stehen große Laubbäume, die vor der Sommerhitze schützen. Wesentlich kleiner als Shanghai, kam man stets schneller voran. Ich mochte Fahrradfahren immer sehr gerne, weil es mir ein Gefühl von Freiheit gab. In Berlin, wo ich später von 2008 bis 2009 studierte, fuhr ich ebenfalls immer Fahrrad. Und da viel mir eines auf. In Berlin und in anderen europäischen Städten gab es im Gegensatz zu China eine Fahrradkultur. Das Fahrradfahren hier wurde vielmehr als gemeinschaftliche Handlung begriffen. Es ist so eine schöne Kultur, so liebevoll, so „gefallend“, dass es Menschen dazu bringt, mitzumachen. Meine Idee, Fahrräder zu bauen, begann hier in Berlin. Berlin hatte einen großen Einfuß auf mich. Als ich das zweite mal hier war und dann nach China zurückkehrte, wollte ich unbedingt ein Fahrrad designen. Weißt du, die Menschen hier in China lieben es eigentlich, Fahrrad zu fahren. Lediglich die starke Luftverschmutzung – ein Problem, dass leider noch nicht gelöst ist – hält sie davon ab. Im Grunde genommen aber lieben sie es, und das wird sich auch nicht ändern. Des Weiteren brachte mich die Stadtplanung auf die Idee, der ich viel Zeit während meines Studiums widmete. Die Gestaltung von Fahrradwegen und wie man diese organisiert, als Beispiel, spielten eine große Rolle. Ja, es gibt eine starke Verbindung zu dem, was ich ursprünglich lernte.
Was macht Berlin und speziell diese Messe so wichtig für euch?
Ich mag Berlin sehr gerne, weil es eine wichtige Rolle in meinem Leben spielt. Zunächst war ich für fünf Monate hier im Rahmen meines Bachelors an der TU Berlin. Später, während meines Masters, hatte ich im Jahr 2008 erneut die Gelegenheit, für ein Jahr hierher zu kommen. Dort bekam ich das erste Mal ein Verständnis für diese Fahrradkultur, die es in China so nicht gibt. Letztes Jahr nun erzählte mir ein Freund über diese Messe in Berlin, eine Messe über urbane Fahrradkultur, welche anders sein sollte als andere Fahrradmessen, wo es eher um technische Neuheiten und High End Räder geht. Ich war sofort begeistert und wie du siehst, geht es hier um moderne Stadträder, um Kleidung, Essen und außerdem alles weitere, das nicht so teuer ist (lacht). Außerdem stellen wir gerade unsere neue Produktlinie vor, und dazu feiern wir auch noch den ersten Jahrestag unserer Marke. Da kommt also viel zusammen und wir dachten, jetzt ist die richtige Zeit, hierher zu kommen und uns den europäischen Kunden vorzustellen. Unser Ziel ist es natürlich, hier einen Markt zu finden und zu sehen, was all die anderen großartigen Marken so machen.
Bist du diese Tage schon in Berlin Fahrrad gefahren?
Das werde ich definitiv morgen machen, weil unsere Räder ja bis dahin hier auf der Messe stehen. Ich werde mir zwei unserer Bikes schnappen und meiner Frau Berlin zeigen. Früher war ich hier ja täglich auf Pedalen unterwegs.
Speziell in Berlin entscheiden sich immer mehr Menschen dagegen, überhaupt ein Auto zu besitzen und bewegen sich ausschließlich auf dem Rad fort. Es gibt regelrechte Bewegungen wie die „Critical Mass“, bei der sich mittlerweile zehntausende Radfahrer während einer Tour durch die Stadt für ein fahrradfreundlicheres Berlin einsetzen. Auch wenn wir noch weit weg sind von Fahrradmekkas wie Kopenhagen, es sieht trotzdem so aus, dass das Fahrrad den Kampf gegen das Auto eines Tages gewinnen könnte. Wie siehst du die Zukunft der Stadt? Glaubst du an eine Koexistenz von Auto und Rad, oder werden die Städte von Morgen autofrei sein?
Ich glaube, es wird immer einen Grund geben, ein Auto zu besitzen, auch für mich. Manchmal ist es aber einfach nicht komfortabel. Es gibt einfach nicht das her, wozu ein Rad fähig ist, nämlich sich zu regenerieren, sich vital zu fühlen und letztlich das Leben zu vereinfachen. Ich mache es so: Bei langen Strecken fahre ich Auto, innerhalb der Stadt Fahrrad. In der Stadt von morgen wird es aber immer einige Autos geben, und sei es nur für Notfälle oder den Gütertransport.
Es gibt ja die berühmten Zeilen „There are nine million bicycles in Beijing“! Heute sieht man dort allerdings nur noch Autos. Wo sind all die Fahrräder geblieben?
Ich glaube, wir befinden uns in einer Phase, in der einfach jeder ein Auto besitzen will. Auch wenn es herausragende Beispiele gibt wie das von dir bereits erwähnte Kopenhagen, wo einfach jeder Fahrrad fährt. Die Krux ist: Bevor du kein Auto besessen hast, kommst du auch nicht davon los. Dieses Dilemma kann man nicht überspringen, man muss da durch! Jeder einzelne Chinese möchte sich ein heute ein Auto leisten, die ja mittlerweile auch hier für jedermann erschwinglich geworden sind. Nachdem sie das getan haben, werden sie auch mit den Nachteilen des Autofahrens konfrontiert. Sieh dir Peking heute an, die Stadt ist ein einziges Autochaos! Gerade befinden wir uns sozusagen im Zenit, was den Wunsch nach einem Automobil in China angeht. Nachdem wir diesen kritischen Punkt überschritten haben und verstanden haben, welche Probleme damit einhergehen, wird das Interesse an Autos abnehmen, wodurch das Fahrrad automatisch wieder stärker wird.
Glaubst du an eine Renaissance des Fahrrads? Lassen sich die Neun Millionen Fahrräder wieder zurück auf Pekings Straßen bringen?
Das muss einfach passieren, sonst sind wir verflucht! Die Verschmutzung in Peking, nur als ein Beispiel von vielen, ist wirklich schlimm. Ich war für einige Jahre nicht mehr in der Stadt und wirklich geschockt, als ich den Grad der Verschmutzung kürzlich erlebt habe. In Peking ist es noch viel schlimmer als in Shanghai, wo die Lage am Meer die Situation etwas entschärft.
In Peking gibt es diese Bewegung, die sich „99 Methods“ nennt und Wege hinaus aus dieser Umweltmisere weist. Fahrradfahren, so deren Motto, sei ein wesentlicher Bestandteil zur Rettung Pekings. Diese Bewegung ist wichtig, denn sie propagiert, dass jeder Einzelne etwas gegen die Umweltverschmutzung tun kann. Weniger Auto, mehr Fahrrad fahren! In einer solch schlechten Luft Fahrrad zu fahren, halte ich allerdings für keine gute Idee. Zuerst müssen wir die Luftverschmutzung deutlich reduzieren. Das Auto ist dafür gar nicht hauptverantwortlich, vielmehr sind es die Fabriken und Minen rund um Peking. Man kann diese nicht einfach alle schließen, weil das einen starken Einfluss auf die Wirtschaft hat. Also bleibt nichts anderes übrig, als da durch zu gehen, durch diesen ganzen Prozess der Industrialisierung, so wie die Europäer hundert Jahre zuvor. Da gibt es leider keinen Weg drum herum. Wir müssen da durch, unsere Lektionen lernen wie ihr, nur eben schneller.
Mit welchen Argumenten könnte man denn einen Chinesen überzeugen, wieder mehr Fahrrad zu fahren?
Gute Frage! Darüber habe ich mich auch schon öfter Gedanken gemacht. Ein Fahrrad zu kaufen ist eben etwas anderes, als sich zum Beispiel Kleidung zu kaufen. Man denkt nicht darüber nach, ob man Kleidung braucht oder nicht, bei einem Fahrrad ist das natürlich anders. Wir wollen die Menschen in Shanghai darauf aufmerksam machen, dass sie etwas gegen Stress und Hektik unternehmen müssen, und dass Fahrradfahren ein geeignetes Medium dazu ist. Man verausgabt sich dabei, aber nicht zu sehr. Man kann nachdenken beim Fahrradfahren, sich regenerieren, und das ist es, was die Menschen ja wirklich brauchen. Deshalb gibt es ja auch in China derzeit diesen starken Trend zum Joggen. Für mich hat Fahrradfahren etwas Spirituelles, weil es in der Lage ist, ein Gefühl von Freiheit zu vermitteln. Das ist etwas völlig anderes, als während der Fahrt mit der Metro ins Smartphone zu starren. Ein Fahrrad befreit deinen Tag!
Hierzulande denken viele, dass China noch einiges vom Westen lernen muss. Wenn man dagegen Menschen wie dich und deine Kollegen von WKUP trifft, bekommt man plötzlich das Gefühl, dass es so viele talentierte Menschen wie euch gibt, Menschen mit großen Ideen und die dazu bereit sind, diese auch zu realisieren. Drehen wir wie Sache deshalb einmal um: Was können wir Europäer von China lernen?
Ich glaube, wir sind immer noch im Prozess, dass wir mehr von euch lernen können als umgekehrt. Aber China absorbiert alles. China hat diese Kultur, sehr viele Dinge absorbieren zu können. Unser Land ist daher viel reicher an Energie als hierzulande. Die Menschen in China sind viel schneller in ihrem Schaffen und voller Tatendrang wenn es darum geht, Dinge zu erschaffen bzw. zu erreichen, als dies in Europa der Fall ist. Junge Menschen hier arbeiten fast immer bis spät in den Abend. Diese Energie ist es, die wir auch in unsere Räder transferieren wollen, diesen Spirit der harten Arbeit, des Elans, der Shanghai ausmacht.
Gao, vielen Dank für das Gespräch.
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