Quer durch Nicaragua – von Managua nach Granada
Managua ist jene Stadt in Nicaragua, vor der die Leute Angst haben, als würde der Bürgerkrieg noch toben. Eine Stadt, von der man sagt, dass es nicht sicher ist, alleine spazieren zu gehen. Aber selbst ich als knallweißer Ausländer bekomme nur ab und zu ein wenig entgegengebrachtes Interesse und Form eines raschen Blicks. Und trotzdem, hier verweilen möchte ich nicht mehr als die erste Nacht nach dem harten, langen Flug über Miami.
Vielmehr zieht es mich den Süden des Landes, in den Dschungel, doch eins nach dem anderen. Am nächsten Morgen stehe ich früh auf und erhasche in einer dem Hotel nahe gelegenen Straße, irgendwo im Viertel Bella Horizonte, ein Taxi zur Estación Huembes. Während der Fahrt schaue ich wie gebannt aus dem Fenster und da ist sie wieder – diese Wildheit dieses südamerikanischen Kontinents, die ich so vermisst habe. Angekommen in Huembes habe ich noch etwas Zeit, durch den der Busstation angeschlossenen Markt zu spazieren. Die Gemüse,- Obst und Fleischhändler verkaufen schon lautstark ihre Waren, während die grelle Sonne versucht, sich einen Weg durch die vielen Ritzen des Blechdachs zu bahnen. Besonders gefällt mir der Mercado de Artesanías, ein Teil des Markt-Gesamtkomplexes, der meiner Meinung nach dem berühmten Markt gleicher Art in Masaya in nichts nachsteht.
Der Busbahnhof versetzt mich in eine andere, längst vergangene Zeit. Steinalte, wunderschöne und knallgelbe Schulbusse, die ihren Dienst in den Vereinigten Staaten längst getan haben, durchdringen mir ihren dunklen, selbstbewussten Hupen den Lärm der lautstark werbenden Händler. Aus den offenstehenden Türen lehnen die Ticketverkäufer hinaus und rufen “Masaya, Masaya, Masaya!” Einer spricht mich sofort an, als er mich sieht und wie ich so da stehe mit meinem Schildkröten-Rucksack. Auf ein “A dónde vas, amigo” erwidere ich kurz: “Granada”, und mit einem “venga” wingt er mich hinein in die Blechröhre.
Aus den Boxen dringt mal wieder dieser unablässige Klang karibischer (oder doch mexikanischer ?) Musik die auch auf langen Reisen niemals, aber auch niemals auch nur eine Sekunde lang pausiert. Ich schwinge mich ins rote Leder und schaue aus den metallgerahmten, schottenartigen Fenstern. Und während ich mich frage, warum in aller Welt unsere Busse nicht mehr so schweinegeil aussehen wie dieser hier, offenbart sich mir draußen ein einziges Schauspiel. Junge Machos mit Baseballcaps hieven Oberkörper frei schwerste Lasten auf die Dächer der vielen Busse, die zeitgleich von einer Armada von Verkäufern mit deutlich schwindender Zahnanzahl umschwärmt werden und ihre Waren schreiend durch die kleinen Fenster an den Mann bringen wollen.
Es dauert eine Weile, bis der Bus die ganzen Dranhängsel abwimmelt und dieses staubige, dichte Managua hinter sich lässt, doch dann sind wir auf dem Weg auf der Autobahn nach Granada, und gemütlich hänge ich meinen Arm hinaus in den kalten Fahrtwind.
Hotelempfehlung: Das Nicaragua Guesthouse möchte ich an dieser Stelle gerne weiterempfehlen. Zwar ist das Backpackers Inn die erste Adresse, aber dann wird es ganz schnell einsam auf dem Parkett. Das Guesthouse ist günstig, nicht allzu weit vom Flughafen weg, liegt in einer sicheren Gegend und in Fußnähe gibt es ein paar Straßenrestaurants.
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