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Wo Teneriffa am schönsten ist

Die Insel Teneriffa hat viel mehr zu bieten als lediglich Strand und Sonne

Teneriffa, die größte der kanarischen Insel, wird jährlich von Millionen Touristen besucht. Die meisten von zieht es in den Süden bzw. Südwesten in die großen Strandareale, wo das ganze Jahr über die Sonne scheint. Natürlich geht dies auf Kosten des Charmes. Wenn einem hier im Restaurant eine deutsche Speisekarte gereicht wird, die Gruppe am Nachbartisch aus Touristen besteht und das Essen überteuert und vielleicht wenig authentisch ist, sollte dies also nicht wundern. Aber es gibt auch ein ganz anderes Teneriffa, im Norden nämlich. Der Nationalpark Teide mit dem gleichnamigen in der Mitte der Insel thronenden höchsten Berg Spaniens sorgt hier, im Gegensatz zum trockenen und kargen Süden, im Zusammenspiel mit den Passatwinden für blühende Landschaften. Zwei Gebirge, das Anagagebirge im Nordosten sowie das Tenogebirge im Nordwesten, machen den Norden zudem zu einem äußerst abwechslungsreichen Naturparadies. Wer gerne wandert oder sich einfach abseits der Touristenströme in der Natur erholen möchte, der ist hier genau richtig. Auf Strände, charmante Städte und kleine Fischerdörfchen muss man hier auch nicht verzichten, im Gegenteil. Diese konnten sich, von den Massen weitestgehend gemieden, ihren Charme bis heute bewahren.

Vulkan Teide auf Teneriffa
Der Teide – Spaniens höchter Berg (Bild: MaSan/ Martin Seibel)

Auf in den Norden
Man kann Teneriffa schon beim Anflug sehr deutlich von den anderen kanarischen Inseln unterscheiden. Der mächtige Teide ragt mit seiner schneebedeckten Spitze aus dem Wolkenmeer hervor. Angekommen am Flughafen Tenerife Sur, nahe der westlich von hier liegenden Playa Americana, wäre man als typischer Badeurlauber schon fast am Ziel. Wir allerdings fahren mit unserem Mietwagen Richtung Nordosten, immer an der Küste entlang auf der Autobahn. Der Himmel ist strahlend blau und sieht umwerfend aus über der wüstenartigen, trockenen Umgebung. Es ist ein klarer Tag und wir haben freie Sicht auf den Teide, den wir in weitem Bogen umfahren. Irgendwann bei Santa Cruz, der pulsierenden Hauptstadt, biegen wir nach Norden ab Richtung Puerto de la Cruz. Als wir die Nordküste erreichen und wieder nach Westen fahren, ist die Landschaft eine völlig andere. Alles ist dicht bewachsen, satt grün, und der klare Himmel weicht einer Bewölkung. Bei Los Realejos, etwa mittig auf der Nordküste gelegen, verlassen wir die Autobahn und fahren sehr steil hinauf in den Ort, um bald darauf das winzige Örtchen Tigaiga zu erreichen. Nachdem wir den ein oder anderen Ortskundigen nach dem Weg fragen, finden wir auch, weit abseits des Dorfrandes gelegen, unsere Unterkunft für unsere Zeit hier. Eine Finca in herrlichster Lage.

Im Frühling, wenn alles blüht, ist Teneriffa ganz besonders sehenswert (Bild: MaSan/Martin Seibel)
Im Frühling, wenn alles blüht, ist Teneriffa ganz besonders sehenswert (Bild: MaSan/Martin Seibel)

Übernachten in einer Finca
Anna, die Tochter des Inhabers der Finca, führt uns über das Anwesen zu unserer Unterkunft, eines von mehreren kleinen Häuschen, die inmitten von Orangen,- Avocado und Orangenbäumen stehen. In den achtziger Jahren zog ihr Vater mit Frau und Kindern hierher mit dem großen Ziel, sich ökologisch selbst zu versorgen. Von Pfeffer über Kartoffeln bis hin zur Zitrone wird hier, mithilfe eines Terrassensystems und aus einem Bergstollen gewonnenen Wasser, alles selbst angebaut, erzählt sie uns. Auch beim Bau der Häuschen, die nach und nach zum Elternhaus hinzukamen, achtete man auf Nachhaltigkeit. Voller Bewunderung hören wir ihr zu, während sich die Dämmerung über das Land legt, und atmen die herrlichen Düfte dieses paradiesischen Gartens ein. Alles ist wunderbar still. Nur das Summen einer Biene, das Bellen eines der vier Hunde, die hier über das Gelände tollen, und das Rauschen des Meeres sind zu hören. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass es Alternativen zu den hässlichen und lieblosen Hotels der Massen gibt.

Die schönsten Gegenden der Insel findet man im Norden

Wandern auf Teneriffa
Teneriffa ist ein Wanderparadies. Hat man seine Zelte erst mal im Norden aufgeschlagen, hat man, was Wanderrouten angeht, die Qual der Wahl. Im Landesinneren lockt der Nationalpark Teide, im Nordwesten das mächtige Tenogebirge, und im Nordosten die zerklüfteten und einsamen Weite des Anagagebirges. Darüber hinaus laden unzählige Strände zu Tageswanderungen an der Küste ein. In der Folge stelle ich einige tolle Strecken vor.

Alternative zum Hotel - Übernachten auf einer Finca auf dem Land (Bild: MaSan/ Martin Seibel)
Alternative zum Hotel – Übernachten auf einer Finca auf dem Land (Bild: MaSan/ Martin Seibel)

Küstenwanderung im Anagabebirge
Diese Wanderung im Nordosten der Insel gelegenen Anagagebirge ein echtes Highlight. Vor allem, wenn man wie wir im Frühjahr unterwegs ist und alles blüht. Und das Schönste – man hat die ganze Natur für sich allein. Fast jedenfalls, denn außer ein paar Wanderern wird einem hier niemand begegnen. Die Etappe beginnt in Afur, wo in gewissem Sinne die Welt endet. Die Straße endet hier, und es dauert eine Weile, bis man sich mit dem Auto in engen Serpentinen in die Höhe gearbeitet hat, um diese auf der anderen Seite wieder abzubauen. Allein die Fahrt hierher ist ein Highlight, und herrliche Blicke in die Berge und das Meer wechseln sich ab.

Küstenwanderung im Anagagebirge (Bild: MaSan/Martin Seibel)
Küstenwanderung im Anagagebirge (Bild: MaSan/Martin Seibel)

Hat man es einmal bis Afur geschafft, geht es mit den Wanderschuhen weiter und mit jedem Schritt kehrt mehr Ruhe ein in der Seele. Hier befindet man sich fernab jedes Autogeräusches, fernab jeder Straße dieser Welt. Steil führt der Weg hinab in ein Tal, bis man, immer entlang eines Bachlaufes, das Meer erreicht. Nachdem man sich dann wieder in die Höhe arbeitet, beginnt der schönste Abschnitt dieser Wanderung. Hoch über dem Meer läuft man von hier aus immer an der Küste entlang nach Taganana. Der schmale Weg schlängelt sich an den Klippen entlang, geht mal runter und wieder hoch. Der Blick von hier ist einfach atemberaubend. Ab Taganana, wo man fast auf Meereshöhe angelangt ist, beginnt ein anstrengender Gang hinauf in die Höhe zurück nach Afur.

Wanderroute

Die Schlucht von Masca
Auch im Nordwesten gelegenen Tenogebirge gibt es unzählige Wanderwege, die man ganz für sich alleine hat – diese gehört allerdings nicht dazu. Die Wanderung durch die Masca-Schlucht steht in jedem Reiseführer ganz vorne und man muss sie sich leider mit den Massen teilen. Das Panorama inmitten steil in die Höhe ragender Felsen, die sich teils bis auf wenige Meter aneinander schmiegen, ist jedoch so spektakulär, dass es sich trotzdem lohnt. Die Wanderung beginnt im hochgelegenen Masca auf 600 Meter und endet in einer Bucht vor Baja del Bizcocho, von wo aus man entweder zurückwandert oder einem Boot zusteigt, was einem nach Los Gigantes bringt. Auf dem circa dreistündigen Weg hinunter zum Meer begibt man sich immer weiter in die Tiefe. Die Felsen bilden von Wasser über die Jahrtausende geschliffene bizarre Formationen und ragen teilweise hunderte Meter in die Höhe. Hier und da sammelt sich das herabfließende Wasser in Felsbecken, dessen Ufer zum Verweilen einladen.

Die Macsa Schlucht auf Teneriffa
Masca (Bild: MaSan/Martin Seibel)

Kleiner Tipp: Möchte man die Wanderung auf eigene Faust machen, ist etwas an Organisation von Nöten. Am einfachsten ist es, mit dem Mietwagen nach Los Gigantes zu fahren, dort zu parken und sich mit dem Taxi zum Startpunkt der Wanderung, nach Masca fahren zu lassen. Dort sollte man in jedem Fall früh genug starten, um erstens den Touristenmassen zu entgehen, die gruppenweise teilweise mit Flip Flops die Wege hinunter stolpern, und zweitens das Boot (vorher buchen) am Ende der Wanderung nicht zu verpassen. Mit diesem nämlich wird man nach Los Gigantes gefahren, wo der Mietwagen wartet. Mit etwas Glück sieht man auf dieser Fahrt sogar Delphine oder sogar Wale, die hier in den Tiefen zwischen Teneriffa und La Gomera herum planschen.

Wanderroute

Wandern im Parque Nacional del Teide
Schon mit dem Auto durch den  Parque Nacional del Teide  zu fahren ist ein echtes Erlebnis. Zunächst arbeitet man sich mit dem Auto immer weiter in die Höhe und durchfährt irgendwann die Wolkendecke. Ab diesem Zeitpunkt befindet man sich in einer anderen Welt. Besser gesagt, auf dem Mond. Alles sieht genauso aus wie im Film Star Wars. Jeden Moment, denkt man, könnten die beiden Roboter R2D2 und C3PO erscheinen und einem womöglich nach dem Weg fragen. Über allem steht der allseits präsente Teide, mit 3.718 m höchster Berg Spaniens und zugleich einer der mächtigsten Inselvulkane dieser Erde. Drum herum eine groteske Welt der Lava, die veranschaulicht, zu was der derzeit friedliche Koloss in der Lage ist.

Teide Teneriffa
Nationalpark Teide (Bild: MaSan/ Martin Seibel)

Dies ist aber bei weitem nicht die einzige Möglichkeit, den Nationalpark zu erkunden. Im Südwesten des Teide zum Beispiel kann man bei Sámara eine herrliche Rundwanderung zwischen alten Lavaströmen hindurch unternehmen. Vereinzelt stehen Tannen als einzige hier lebende Pflanzen in der schwarzen Erde, in der sich jeder Schritt anhört wie der eines Astronauten auf dem Mond. Der Teide mit seiner verschneiten Spitze wirkt phantastisch von hier aus. Gegen Ende dieser Rundwanderung hat man einen herrlichen Blick hinüber zur Nachbarinsel La Gomera. Die getrockneten Magmamassen bilden, soweit das Auge reicht, die verrücktesten Gebilde.

Teneriffa
Nationalpark Teide – Blick zur Nachbarinsel La Gomera (Bild: MaSan/ Martin Seibel)

Überall kann man einfach kurz anhalten, um sich die überall anders wirkende Umgebung anzuschauen. Der Nationalpark bietet verschiedene Wanderwege, von denen jeder etwas für sich hat. Der schönste Wanderweg ist der Siete Cañadas del Teide, der bei El Portillo beginnt und bei Paradores Cañadas del Teide endet. Diese Wanderung sollte man allerdings früh genug beginnen, um den Bus vom Zielpunkt zurück nach El Portillo nicht zu verpassen.

Wanderrouten im Teide Nationalpark

Unterwegs im Orotavatal
Die Höhenwanderung um die Felsformation Los Organos, die Orgelpfeifen, ist für viele die schönste Wanderung auf Teneriffa. Sogar der Alexander von Humboldt war 1799, als er hier auf seiner Reise nach Südamerika verweilte, ganz aus dem Häuschen und geriet regelrecht ins Schwärmen. In der Tat bilden das Grün der Pinienwälder mit den Formationen der Felsen ein herrliches Panorama. Hat man sich erst mal in die Höhe gearbeitet, erwarten einem atemberaubende Ausblicke über die ganze Insel, zum Teide und auf den blauen, endlosen Atlantik.

Teneriffa

Schöne Städte
Zugegeben: Das Wetter im Norden Teneriffas ist, anders als im Süden, nicht immer rosig. Die Wolken bleiben des Öfteren regelrecht am Teide hängen und verdecken die Sonne. Dadurch ist diese Seite der Insel aber herrlich grün und man hat die große vielerorts unangetastete Natur ganz für sich allein. Dazu kommt, dass sich viele kleine Fischerörtchen und Städtchen ihren ganz eigenen ursprünglichen Charme erhalten konnten. Garachico zum Beispiel gilt mit seinen verwinkelten Gässchen, seinen uralten Häusern und der traumhaften Lage am Meer für so manchen als schönster Ort Spaniens. Auch das uralte La Orotava und La Laguna mit seinen mit maurischen Balkonen geschmückten Häusern sind überaus hübsch. Es gibt nichts Schöneres, als einen Stopp in einem dieser Städtchen einzulegen, sich an einen Plastiktisch eines Straßencafés niederzulassen und bei einem Café con Leche oder Córtado dem Treiben der Straße zuzuschauen.

Teneriffa
Garachico (Bild: MaSan/ Martin Seibel)

Tolles Essen
Die Guachinches, kleine Lokale, denen die Ureinwohner der Insel ihren Namen gaben, gibt es nur hier im Norden der Insel. Diese wie Garagen anmutenden Räumlichkeiten, in denen hausgemachte typisch kanarische Gerichte angeboten werden, sind unschlagbar günstig. Gemüsesuppe, die kleinen kanarischen Salzkartoffel und tolle Fischgerichte, all das kann man hier für wenig Geld probieren. Sowieso wird man oft überrascht sein, wie gut das Essen in scheinbar einfachen Restaurants schmeckt.

Teneriffa
(Bild: MaSan/Martin Seibel)

Im Fischerort Rogue de las Bodegas zum Beispiel, einem winzigen Ort, der von lediglich einer Straße vom herrlichen Strand getrennt liegt, reiht sich ein Restaurant an das andere. Davor sitzen die vielen einheimischen Gäste, die sich auf den mit Coca Cola beschrifteten Plastikstühlen lautstark unterhalten, während sie sich von den vielen winzigen Tellerchen auf dem Tisch bedienen. Das sind die echten Restaurants, die einem sofort zum Anhalten bewegen sollten. Vom netten Kellner lassen wir uns beraten und bestellen anschließend Thunfisch, Krevetten, kanarische Kartoffeln mit verschiedenen Saucen, alles Mögliche. Das Essen ist unschlagbar gut, und unschlagbar günstig. Im Süden sucht man so etwas vergeblich.

Teneriffa
Strand bei Benijo (Bild: MaSan/ Martin Seibel)

Traumhafte Strände
Der Norden hat einige der schönsten und saubersten Strände der Insel zu bieten.  El Socorro bei Los Realejos zum Beispiel ist sogar mit einer blauen Flagge geschmückt, sauberer geht es nicht. Von hier aus kann man an der mächtigen Küste, wenn man möchte, bis nach Puerto de La Cruz wandern. Auch unterhalb von Benijo im Anagagebirge erstreckt sich ein wunderschöner, auch bei Surfern beliebter Strand, an dem man, anders als im Süden, nicht dicht an dicht nebeneinander liegen muss. Auch hier kann man endlos, soweit man möchte, am Strand entlang wandern.

Teneriffa
Strand bei Benijo (Bild: MaSan/Martin Seibel)

Fazit
Für all jene unter uns, die manchmal nicht viel Urlaub locker machen können, bieten sich die Kanaren an, weit weg von zu Hause ein paar Tage bei tollem Wetter zu verbringen. Da die größte Insel der Inselgruppe stark besucht ist, ist ein Flug hierher auch günstiger als beispielsweise nach La Gomera. Wer dann noch mit seinem Mietwagen die Insel gen Norden umfährt, findet sich in einer endlos grünen Oase fernab des Massentourismus wieder. Günstiges authentisches Essen, vom Massentourismus verschonte Städte sind ein weiteres Argument, hierher zu kommen. Spielt das Wetter so gar nicht mit, hat man zudem jederzeit die Möglichkeit, einen Abstecher zu den überfüllten Stränden im Süden zu machen.

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Ma San

2 Kommentare

    • MaSan

      Vielen Dank, Ulrike!

      mein Tipp auf Teneriffa ist, sich ein Auto zu mieten und schnurstracks nach Norden zu fahren und sich dort einzuquartieren. Aus der Trockenheit wird sofort ein sattes Grün, und im Restaurant sitzen Spanier nebendran und keine Touristen. Nicht, dass ich was gegen Touristen hätte (-: bin ja selbst einer… Jedenfalls findet man im Norden echte Ruhe, kann wunderbar wandern, kann günstiger essen usw. Wenn du mal einen Übernachtungstip brauchst – im Norden betreibt eine deutsche Familie eine Art Öko-Finca. Die pflanzen dort alles selbst an, Avocados, Orangen, Pfeffer, einfach alles. Die sind total nett, der Ort ist eine Oase der Ruhe und teuer ist es auch nicht!

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