Breaking Bad – Die Erfolgsserie aus den USA
“Why I love Breaking Bad” schreibt kein geringerer als Stephen King über seine Kolumne bei ‘Entartainment Weekly’. Hauptdarsteller Bryan Cranston nennt er eine Offenbarung. Nun – er hat Recht.
Man könnte dem Leser, wie das heute ja fast schon üblich ist, einfach die Fakten auf den Tisch legen, um ihn zu überzeugen. Z.B. dass man Bryan Cranston als Hauptdarsteller und Aaron Paul mit seiner Begleitrolle insgesamt fünf Emmys überreicht hat und zudem erwähnen, dass der Emmy der bedeutendste Fernsehpreis der USA ist. Man könnte dazu sagen, dass die Serie 2014 ins Guiness-Buch der Rekorde eingetragen wird, weil sie bei Metacritic 99 von 100 Punkten eingefahren hat, die höchste je abgegebene Bewertung. Des Weiteren könnte man sagen, dass selbst Stephen King die Serie liebt. Oder man könnte dem eigentlich serienresistenten Autor dieses Artikels glauben, der gerade Staffel drei beendet hat und immer auf der Hut sein muss, weil momentan immer irgendjemand irgendwo über Breaking Bad spricht, und er sich auf gar keinen Fall vorwegnehmen lassen will, wie es weitergeht. Und eines vorweg, zu viel verraten wird hier nicht!
Walter White
Walter White ist ein Mensch, mit dem es das Leben nicht gerade gut meint. Der herzensgute Familienvater ist Chemielehrer in Albuquerque, New Mexico, wo er erfolglos versucht, seinen Enthusiasmus über sein Fach der gelangweilten Klasse zu vermitteln. Um sein lausiges Gehalt etwas aufzustocken, arbeitet er in einer Waschanlage, wo sich sogar seine eigenen Schüler über ihn lustig machen. Er tut das für seine Familie, für seinen behinderten Sohn Walter White Jr. und seine geliebte Frau Skyler, die zu allem Überfluss auch noch ungewollt schwanger wird. Jeder Cent wird umgedreht, an jeder Ecke gespart, und alle Last liegt auf ihm. Doch Walter geht es nicht gut. Er ist krank, sehr krank, versucht aber, sich nichts anmerken zu lassen. Als er eines Tages ohnmächtig in der Waschanlage zusammenbricht und im Krankenhaus wieder zu sich kommt – der Schock: Lungenkrebs im Endstadium. Da seine Versicherung die teure Behandlung nicht bezahlt, konfrontiert Walter seine Familie, dazu gehören auch Skylers Schwester Marie und deren Mann Hank, mit seinem Beschluss, in Frieden zu Hause zu sterben, um seine Familie nicht in Schulden zurückzulassen. Skyler und Walter Jr. aber reagieren geschockt von seiner Idee, einfach aufzugeben, und wollen den Kampf gegen den Krebs aufnehmen. Doch woher soll das Geld für die Behandlung kommen? Skyler bittet wohlhabende Bekannte um Hilfe, die sich bereitstellen, das Geld zur Verfügung zu stellen. Doch eine alte offen stehende Rechnung mit diesen verleitet Walter dazu, das Angebot abzulehnen, was er Skyler aber verheimlicht.
Crystal Meth
Nun springt das Schicksal in die Bresche. Schwager Hank ist führender Polizist bei der Drogenfahndung. Immer wieder erzählt er von den bösen Jungs, die er hochnimmt, und von der Droge Crystal Meth, das die Straßen von Albuquerque überflutet. Voller Stolz erhöht er die Lautstärke, als man ihn gerade im Fernsehen bei einer Razzia sehen kann. Als Walter nach dem Wert der beschlagnahmten Ware fragt und Hank ihm einen siebenstelligen Betrag nennt, wird er hellhörig und überredet diesen, ihn zu einem solchen Einsatz einmal mitzunehmen. Schon bald löst Hank sein Versprechen ein und danach wird nichts mehr so sein, wie es war. Als das Einsatzteam ein Drogenlabor stürmt, erkennt der im Auto zurückbleibende Walter seinen sich leise aus dem Staub machenden ehemaligen Schüler Jesse Pinkman. Noch verdutzt über das bekannte Gesicht, glaubt er seinen Augen nicht, als Hank ihm das Labor zeigt. Was er sieht, beflügelt seine Fantasie. Erlenmeyerkolben, Bunsenbrenner, Reagenzgläser – dies ist die Welt eines Chemikers, dies ist die Welt von Walter White. Er würde das reinste Crystal Meth herstellen, das die Welt je gesehen hat, so viel Geld verdienen, um seine Krebsbehandlung zu bezahlen und seiner Familie ein Vermögen zu hinterlassen.
Jesse Pinkman
Es dauert nicht lange, und Walter steht vor Jesse Pinkmans Tür. Dieser, in Erwartungshaltung einer Moralpredigt vom ehemaligen spießigen Chemielehrer, kann es nicht fassen, als dieser ihn mit seiner Idee konfrontiert, mit ihm zusammen Crystal Meth zu kochen. Doch die Argumente Walters sitzen. Während Jesse über beste Kontakte ins Drogenmilieu verfügt, ist für Walter als gestandenen Chemiker die Herstellung der Droge ein Leichtes. In der Wüste von New Mexico steigt bald darauf Rauch aus dem Schornstein einen Trailers, ihrem gemeinsamen, mobilen Labor. Walters Crystal erobert in Windeseile die Herzen der Drogenabhängigen, doch die Erträge sind mau. Walter merkt, dass Jesse, selbst Junkie, zwar über gute Kontakte verfügt, selbst aber weit unten in der Rangliste des Drogenhandels steht. Walter, rational denkender und trockener Analytiker, macht ihm klar, dass man nur auf eine Art und Weise so viel Geld machen kann, dass es das eingegangene Risiko wert ist – man muss den Markt kontrollieren.
Junkies, Drogenfahnder und jede Menge Mexikaner
In der Folge lassen sich die beiden mit immer skrupelloseren Gangstern ein. Walters Produkt zieht weite Kreise und überall spricht man vom sagenumwobenen Blue Meth. Nicht nur im Milieu, sondern auch bei der Drogenfahndung. Hank ist dem geheimnisvollen Mr. Heisenberg auf der Spur, Walter, von dem mittlerweile bis nach Mexiko jeder spricht, ohne zu ahnen, dass es sich um seinen eigenen Schwager handelt. Dieser hat alle Hände damit zu tun, der Familie seine ständige Abstinenz zu erklären, während er zur gleichen Zeit Mühe hat, unzählige Geldbündel zu verstecken. Seine Familie, im Glauben, das Geld für die Behandlung komme von den besagten wohlgesonnenen Bekannten, hat keine Ahnung, dass es Walter peu a peu in den Sumpf des Verbrechens hineinzieht. Sein Crystal begeistert nicht nur die Herzen der Junkies, es erweckt auch den Argwohn der mexikanischen Drogenkartelle, deren Reaktionen nicht lange auf sich warten lassen. Der unberechenbare Mexikaner Tuco Salamanca, mit dem es Walter und Jesse bald darauf zu tun haben, ist erst der Anfang der Fahnenstange. Aus dem Spießer Walter wird ein gerissener Gangster und ein Mensch, der zu werden er sich im Traum nie selbst auszumalen vermochte.
Warum Breaking Bad so gut ist
Stephen King hebt Breaking Bad auf eine Ebene mit legendären Serien wie The Shield und The Sopranos, doch spinnt den Faden weiter. Walter, sagt er, könnte der Typ von neben an sein. “That’s exactly what makes it all so funny, so frightening, and so compelling. “This is rich stuff.” Diese Serie ist Neuland, so ganz und gar nicht Hollywood, die Szenen so real, als stände man daneben, die Charaktere so echt, ach was soll man sagen. Der Vorteil einer Serie im Allgemeinen ist es ja, dass sich ein Schauspieler über einen langen Zeitraum entwickeln kann, und dass ihm der Zuschauer hierfür auch eine Chance gibt. Ganz anders wie im Film, wo in neunzig Minuten alles sitzen muss, und meistens nichts mehr riskiert wird, leider. Mit Breaking Bad aber hat Macher Vince Gilligan etwas riskiert. Die Story ist ebenso absurd wie begeisternd. Der Geschmack ist makaber und schwarz. Zu lachen gibt es unendlich viel. Nicht etwa, weil die Geschichte so lustig wäre, sondern weil sie voll schwarzem Humor ist. Bryan Cranston hat ein enormes Talent, und es ist eine Freude, ihm dabei zuzusehen, wie er von Folge zu Folge immer besser wird. Ja, dieser Mann ist eine Offenbarung, der Wahnsinn. Vorhang auf, hier kommt Walter White.